2. Herzogsurkunde
Im Gegensatz zur älteren Lehrmeinung ist die Herzogsurkunde nicht einfach ein Abkömmling der Königsurkunde. Sie ist aus mehreren Wurzeln entstanden. Die in Bayern im Hochmittelalter vorherrschende Traditionsnotiz bildete die Grundlage, die auf dem Wege zur Siegelurkunde mit Elementen der Königsurkunde, in geringem Umfang auch der Papsturkunde, angereichert wurde. Schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts trägt die bayerische Herzogsurkunde aber ein ganz schlichtes Gewand und ist in ihrem Äußeren von den Urkunden des übrigen Adels kaum zu unterscheiden. Lediglich eine höhere Schreibkultur und das große herzogliche Siegel erheben sie meistens über die sonstigen Urkunden.
Inhalt (Kurzregest): Herzog Johann [III.] von Bayern-Straubing, Graf von Hennegau, Holland und Seeland, erneuert der Stadt Regensburg die Zollfreiheit auf Waren, welche die Regensburger Kaufleute im Herzogtum Bayern-Straubing kaufen, um sie dort oder in der Stadt Regensburg wieder zu verkaufen. Gegeben am 1. Dezember 1421.
Erläuterung: Herzog Johann III. von Bayern-Straubing und zugleich Graf von Holland, Seeland und Hennegau (1417-1425) ist der Aussteller. Obwohl kein Ausstellungsort genannt wird, kann als sicher gelten, dass die Urkunde in seiner Residenz in Den Haag entstanden ist. Trotz Regensburgs Entwicklung zur freien Reichsstadt hatten die Straubinger Herzöge sich intensiv bemüht, die ihnen in der Reichsstadt noch verbliebenen herzoglichen Rechte zu wahren. Im vorliegenden Fall hatten die herzoglichen Zöllner von den Regensburger Kaufleuten Zölle von Waren erhoben, die diese im Herzogtum Straubing erwarben, um sie in Regensburg zu verkaufen. Herzog Johann ließ bei altgedienten herzoglichen Beamten Kundschaft einholen, wie die Rechtslage früher gewesen sei, und diese bestätigten die Zollfreiheit.
Transkription:
„Wir Johanns von gottes genaden pfalczgrave bei Rein, herczog inn Baiern, grave in Heingaw, Hollanndt und Selanndt etc. bekennen mit dem brief offennlich, wann nu die erbern weisen der rat und gemainklich die burger der stat zu Regenns(burg) an uns bringen haben lazzenn sulich irrung, darynnen unser mauttner und zollner in unserm lanndt Nidernbaiern gein in gewesen sein alls von leinbat, garns, flachs, smalts und kchäs wegen, das si in unserm benanten lannde auf unsern margten kauffenn und in ir stat Regenspurg zu in bringen wellen, wie di obgenanten unser ambtläute jeczo langczeit her mautt von in davon haben wellen, der si aber von sulicher obengenanten kaufmanschaft nicht schuldig sein zu geben und auch von allter nicht herkomen sull sein, doch sei diselb mautt bisher aufgeslagenn und von in nicht genomen wordenn auf erfarn in unserm lannde, ob si von solichem obgenantenn gut mautt zu geben schuldig sein oder nicht. Nu habenn sich unser vicztüm, rät, lantschreiber und annder di unsern nach unserm haissen an den, di vor zeiten an denselben unsern ambtenn gebesen sinde, darinnen erfaren und derselben kuntschaftbrief in Hollannde gesanndt, auch di von Regens(burg) selb mit irr treflichen botschafte underweiset. Also was si sulicher obengenantenn kaufmanschaft in unserm lannde auf unsern märgkten kauffen, das si über lannde furn und in ir stat bringen und darynn oder aber in unserm lannde vertun wellen, das si uns davon dhain mautte schuldig sind zu geben. Was si aber derselben kaufmanschaft auswendig unsers lanndes und irr stat verrer verfurn bolden, da sullen si uns di mautt von geben an widerrede und ungeverlich. Warumb wir nu wellen und mit allen unsern ambtläuten in Nidernbaiern, di jeczo sind oder furbas werden, schaffenn, das si di von Regens(burg) von der vergangen zeite bisher und auch hinfur von der obgenanten mautt wegen unbeswärt haldenn und lassen und niemant gestatten, si darinnen zu hindern bei unsern huldenn. Wann wir si der in masse, alls davor begriffenn ist, mit dem brief gants quidt, ledig und los sagen, ausgenomen was si der oder annder wor und kaufmanschaft auswendig unsers lanndes Nidernbaiern kauffen, dadurch furn und an unser mautstet bringen, wie das alles genant ist, da sullen si uns di mautt von geben, alls dann mit gebonheite und von allter herkomen ist an widerrede und ungeverlich.
Mitt urkund des briefs besigelten mit unserm grossem maygestat insigell angehengkt, der geben ist alls man zalt von Kristi geburde vierczehenhundert und in dem ainsundzwainczigistem jare am montag nach sand Anndres tag des heiligen zwelifpoten etc.“