Quellen
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Hochstift Regensburg Urkunden 10 (Ersterwähnung von Kufstein, 1205).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Pfalz-Neuburg Urkunden, Bergwerkssachen 12 (Bergwerksordnung Herzog Georgs des Reichen für die Gerichte Kufstein, Kitzbühl und Rattenberg, 1497).
Staatsarchiv München, Herrschaft Hohenaschau Akten 2759 (Anweisung Herzog Ludwigs des Reichen an den Pfleger von Kufstein, bei Transport und Verkauf von Vieh und Waren nur die herkömmlichen Straßen mit den landesherrlichen Zollstätten zu benutzen, 1468).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung IV Kriegsarchiv, Festungen 872 (Festung Kufstein, Querschnitte, 1808).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung IV Kriegsarchiv, B Feldzüge 467 (Ausweis für zwei Tiroler, 1809).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung IV Kriegsarchiv, Plansammlung Kufstein 8 (Plan der Festung, 1850).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung IV Kriegsarchiv, B Feldzüge 467 (Liste von Geiseln,
die aus der Festung Kufstein als Bürgen nach Bayern geschickt wurden, 1809).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Postkartensammlung 1833 (Ansicht von Stadt und Festung Kufstein vor dem Kaisergebirge im Winter, ca. 1930).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kartensammlung 732 (Karte der Kreiseinteilung Bayerns von 1808).
Anknüpfungspunkte
Welche Aufgabe hatten die Ritter und warum fasziniert uns ihre Welt bis heute? Welche Funktionen hatte eine Burg? Wie entwickelte sich das bayerische Staatsgebiet bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs? Welche historischen Ereignisse waren für die Entwicklung verantwortlich? Welche Auswirkungen hat die historische Entwicklung Bayerns auf meine Heimatregion?
Die Burg in Kufstein liegt an einer exponierten, strategisch wichtigen Stelle. Ihre Aufgabe war es, die Öffnung des engen Inntals in das weite Unterland und die Brücke über den Inn zu überwachen. Sie diente aber nicht nur zum Schutz der Straße nach Süden, sondern war auch ein Verwaltungsmittelpunkt. Heute gehört Kufstein zu Österreich, das war aber nicht immer so.
Die Festung Kufstein wird zum ersten Mal in einem Vertrag erwähnt: Bischof Konrad von Regensburg und Herzog Ludwig von Bayern (genannt „der Kelheimer“) regeln im Jahr 1205 verschiedene Streitpunkte. In dem Text heißt es: „de castro chůfsteine ambo taliter statuimus, ut vel illud simul habeamus vel destruamus et simul prohibeamus, ne reedificetur“. Die Vertragspartner legten also fest, dass sie die Burg (castrum chůfsteine) gemeinsam besitzen und verwalten.
Eine Siedlung Caofstein mit einer Kirche ist schon wesentlich früher erwähnt, nämlich in einem Güterverzeichnis eines Salzburger Bischofs, das Ende des 8. Jahrhunderts – zur Zeit Karls des Großen – entstanden ist.
Seit dem 11. Jahrhundert hatten die Bischöfe von Regensburg das untere Inntal mit der Burg Kufstein vom Kaiser zu Lehen. Dieser sicherte sich einen freien Weg nach Italien, indem er die Burg und das dazugehörige Gebiet, einem Bischof übergab. Ein Bischof hatte keine legitimen leiblichen Nachkommen und somit keine Erben, die in Konkurrenz zum Kaiser einen eigenen Machtbereich aufbauen und ihm mit einer Sperrung der wichtigen Handels- und Heeresstraße nach Italien Schwierigkeiten machen konnten.
Mitte des 13. Jahrhunderts gelangte Kufstein an das Herzogtum Bayern und blieb bis zum Jahr 1506 bayerisch. Bayern war im Mittelalter mehrfach geteilt. Bei der letzten Teilung 1392 entstanden die Herzogtümer Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut, Bayern-München. Kufstein mit der Burg und das dortige Landgericht als unterster Verwaltungsbezirk für das umliegende Gebiet gehörten zum Herzogtum Bayern-Landshut. Außer Kufstein waren auch die Landgerichte Rattenberg und Kitzbühl bayerisch. Vor allem die Silberbergwerke im Inntal waren für die bayerischen Herzöge, die in Landshut residierten, wichtige Einnahmequellen.
Die Burg Kufstein spielte lange Zeit eine zentrale Rolle. Von hier aus wurde die Region, die reich an Bodenschätzen war, verwaltet. Auf der Burg saß ein Pfleger (Beamter), den der bayerische Herzog einsetzte. Meistens war dies ein Adeliger, der Anweisungen vom Herzog bekam und dafür zu sorgen hatte, dass sie umgesetzt und befolgt wurden. Eine Bergwerksordnung regelte den Abbau und die Verhüttung des Silbers aus den Tiroler Minen. Mit Verordnungen normierte der Herzog den Handel von Waren und Vieh. Die Handelsstraße lief über das Inntal bis nach Augsburg. Eine wichtige Funktion der Burg war der Schutz der Handelsstraße. Reisen in vergangenen Zeiten war nicht ungefährlich. Überfälle waren alltäglich. Eine Burg war Rückzugs- und Sammelort für bewaffnete Truppen. Die Bevölkerung der Umgebung konnte sich in Krisenzeiten ebenfalls auf die Burg zurückziehen.
Im Jahr 1504, im Landshuter Erbfolgekrieg und wieder im Jahr 1703, im Spanischen Erbfolgekrieg, war die Burg Kufstein Schauplatz erbitterter Kämpfe.
Im Landshuter Erbfolgekrieg (1504/1505) stritten die kurpfälzischen Wittelsbacher und die Herzöge von Bayern-München um das Erbe Herzog Georgs von Bayern-Landshut. Kaiser Maximilian I. beendete den Erbstreit mit einem Schiedspruch und behielt die Landgerichte Kufstein, Kitzbühl und Rattenberg mit den Silbervorkommen für sich. Seit dieser Zeit gehört das untere Inntal zu Tirol und nicht mehr zu Bayern. Maximilian ließ die Burg zu einer großen Festung ausbauen, die auf dem Felsen über dem Inn thront. Im Laufe der Jahrhunderte nahm ihre Bedeutung zur Sicherung der bayerisch-tiroler Grenze ab. Im 19. Jahrhundert diente sie dem Kaiserreich Österreich als Gefängnis für ungarische Freiheitskämpfer.
1809, als Tirol von Bayern besetzt war (siehe Karte S. 8), diente sie als Gefängnis für Geiseln, die von Tirol nach Bayern ausgeliefert wurden.
Heute beherbergt sie ein Museum und ist bekannt wegen der weltweit größten Freiluftorgel.
Lehrplanbezug
Methodenkompetenz, Urteilskompetenz, Orientierungskompetenz
Bayern-Identität, Staatsgebiet und kulturelles Erbe (Gymnasium, Klasse 8), Leben im Mittelalter (Gymnasium, Klasse 7), Burgen und Schlösser vom 9. bis zum 18. Jahrhundert, z. B. als Ausdruck von Herrschaft (Gymnasium, Klasse 7), Rechte des Menschen gestern und heute (Gymnasium, Klasse 9)
Weiterführende Hinweise:
www.festung.kufstein.at/de/herzlich-willkommen.html
www.festung.kufstein.at/de/audio-guide.html
Julian Holzapfl, Bayerische Teilung, publiziert am 11.2.2013. In: Historisches Lexikon Bayerns, https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerische_Teilungen (20.05.2019)