Wie wird man Archivarin oder Archivar?
Womit beschäftigen sich Archivarinnen und Archivare?
Die Aufgaben in einem Archiv sind vielseitig und faszinierend. Aus den Unmengen an behördlichem Schriftgut wählen die Archivarinnen und Archivare diejenigen Unterlagen aus, die auf Dauer aufbewahrt werden. Sie beraten die öffentlichen Stellen bei der Verwaltung und Sicherung ihres Schriftguts. Sie ordnen die übernommenen Unterlagen und erstellen Verzeichnisse, die den Benutzern zur Recherche und Übersicht zur Verfügung gestellt werden. Archivarinnen und Archivare beraten die Benutzerinnen und Benutzer bei der Auffindung einschlägiger Archivalien. Sie tragen Sorge, dass die Archivalien dauerhaft gesichert und erhalten werden, was gerade im Hinblick auf digitale Unterlagen eine ganz neue Herausforderung bedeutet. Schließlich vermitteln sie historische Kenntnisse und archivisches Fachwissen u.a. durch Veröffentlichungen, öffentliche Ausstellungen und Archivführungen.
Was bringe ich für den Archivarsberuf mit?
Zukünftige Archivarinnen und Archivare sollten sich für historische Zusammenhänge und Entwicklungen interessieren. Ein ausgeprägtes Organisationstalent sowie eine sorgfältige Arbeitsweise sind bei der Ordnung der Archivbestände sowie der genauen inhaltlichen Erfassung des Archivguts notwendig. Zudem stellt der digitale Wandel neue Anforderungen an den Beruf, schließlich werden bereits heute von den öffentlichen Stellen elektronische Unterlagen übernommen und archiviert, Verzeichnisse und Archivalien im Internet veröffentlicht. Ein Interesse an Informationstechnologien wie Datenbanken und Web-Präsentationen sind für den Umgang mit digitalen Unterlagen daher ausgesprochen hilfreich. Als Dienstleister sowohl für die abgebenden Stellen als auch für die Benutzerinnen und Benutzer sollte der Archivar Freude an zwischenmenschlicher Kommunikation mitbringen.
Abgebende Stellen sind im staatlichen Bereich Gerichte und Behörden, die ihre Unterlagen (Papier oder digital) den staatlichen Archiven anbieten. Kommunalarchive erhalten ihre Unterlagen aus den Registraturen der Städte und Gemeinden, Wirtschaftsarchive aus den verschiedenen Abteilungen einer Firma oder eines Konzerns usw. Archivarinnen und Archivare wählen aus den Unterlagen, die angeboten werden, aus, was aufgehoben werden soll (Bewertung). Archivarinnen und Archivare müssen also über ein gutes Urteilsvermögen verfügen und dürfen keine Angst vor weitreichenden, endgültigen Entscheidungen haben.
Und wie wird man Archivarin bzw. Archivar?
Der Weg zum Archivarsberuf führt grundsätzlich über eine Fachausbildung. Je nach schulischer bzw. universitärer Vorbildung sind drei verschiedene Ausbildungsebenen vorgesehen. Ein mittlerer Bildungsabschluss (Haupt- oder Realschule) ist Voraussetzung für den Einstieg in die zweite Qualifikationsebene (QE) in der Fachlaufbahn Bildung und Wissenschaft, Schwerpunkt Archivwesen. Mit einem Abitur ist der Weg in die dritte Qualifikationsebene (QE) eröffnet. Die Ausbildung wird hierbei in Form eines Studiums an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern angeboten, der Studienabschluss berechtigt zum Tragen des Titels „Diplom-Archivar/in“. Nach einem Universitätsstudium, idealerweise in Verbindung mit einer abgeschlossenen Dissertation, steht der Weg in die vierte Qualifikationsebene (QE) offen.
Die Ausbildungszeit beträgt 2 bzw. 3 Jahre. Nach bestandener Prüfung sind die Absolventen zum Eintritt in den öffentlichen Archivdienst befähigt.
Der theoretische Ausbildungsteil für die 2. und 4. QE wird an der Bayerischen Archivschule abgehalten. 1821 als „Archivalisches Unterrichtsinstitut“ beim Königlichen Allgemeinen Reichsarchiv eingerichtet, ist die Bayerische Archivschule bis heute für die Ausbildung des Archivnachwuchses in Bayern zuständig. Das dreijährige Studium für die 3. QE an der Hochschule für den öffentlichen Dienst ist ebenfalls dual aufgebaut. Der Unterricht für alle drei QEs findet in den Räumen der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns statt. Der Theorieunterricht vermittelt die für die Ausübung des Archivarsberufes erforderlichen Fachkenntnisse. Auf dem Lehrplan stehen beispielsweise Basiskenntnisse der historischen Grundwissenschaften (z.B. Wappenkunde), Archivalienkunde, bayerische Landes- und Behördengeschichte, Rechtsgeschichte, Archivrecht und Öffentlichkeitsarbeit und Paläographie. Im praktischen Ausbildungsteil erleben die Archivschülerinnen und Archivschüler den Berufsalltag in den staatlichen Archiven, Kommunalarchiven und Kirchenarchiven. Sie verzeichnen aktuelle Aktenabgaben bayerischer Behörden oder ältere Bestände wie Urkunden, Amtsbücher oder historische Karten und Pläne. Sie begleiten die Fachreferenten bei Behördenbesuchen und helfen, angebotene Unterlagen zu bewerten. Sie machen sich zudem mit der Benutzerberatung und der Recherche historischer Quellen vertraut.
Ein weiterer Weg in den Archivarsberuf führt über die Ausbildung zur/zum Fachangestellten für Medien und Informationsdienste (FaMI), Fachrichtung Archiv. FaMIs sichten, bewerten und archivieren Schriftgut sowie andere Informationsträger. Daneben organisieren und überwachen sie die Benutzung von Archivalien und kümmern sich um den Auftritt des Archivs in den Medien und organisieren Events. Die Ausbildung selbst findet bei einem nichtstaatlichen Archivträger statt, d.h. der Ausbildungsvertrag wird mit einem kommunalen bzw. kirchlichen Archiv oder dem Archiv eines anderen öffentlichen Trägers geschlossen. Dort verbringen angehende FaMIs den praktischen Teil der Ausbildung. Der Theorieteil wird an der Berufsschule für Medienberufe in München absolviert. Beschäftigt werden FaMIs bei Kommunen, in Museen, an Hochschulen, bei Verbänden und Organisationen oder bei Firmen der Medien- und Informationsbranche, z.B. in Verlagen oder in Unternehmen der Filmwirtschaft.
Interessiert? Informationen zu den Ausbildungskursen und Bewerbungsterminen gibt es unter www.gda.bayern.de