Justizverwaltung
Das bis zum Gerichtsverfassungsgesetz von 1877/79 oberste Gericht des Archivsprengels, das Appellationsgericht für den Kreis Unterfranken und Aschaffenburg (1873 mit dem oberfränkischen Appellationsgericht in Bamberg vereinigt), hat einen umfänglichen Bestand an Zivilprozessakten hinterlassen (in: Oberlandesgericht Bamberg); der Bestand enthält auch zahlreiche Akten Hochstift-Würzburger und Kurmainzer Provenienzen; er ist derzeit noch als Mischbestand zu benutzen. Das im Staatsarchiv erhaltene Schriftgut der nachgeordneten Gerichte aus der Zeit vor 1879 wurde in den letzten Jahren, soweit es in Abgaben von Nachfolgegerichten enthalten war, herausgelöst und in provenienzgerechten Fonds aufgestellt: (Judizialakten der) Landgerichte älterer (seit 1862 sog. mittlerer) Ordnung (1804-1879), Kreis- und Stadtgerichte (1818-1856), Bezirksgerichte (1856-1879), Herrschafts- und Patrimonialgerichte (bis 1848).
Die Zeit nach 1879 repräsentieren Aktenbestände der drei Landgerichte (neuerer Ordnung) Aschaffenburg, Schweinfurt und Würzburg (mit Akten teilweise bis ins 16. Jh. zurückreichend, wie die zum Thüngener Waldprozess; zusammen 4630 AE, 49,5 lfm) mit zugehörenden Staatsanwaltschaften (6.646 AE, 206,8 lfm) sowie Bestände der 38 zwischen 1879 und 1972 tätigen, dann der neun nach der Gebietsreform vom 1. Juli 1972 übriggebliebenen unterfränkischen Amtsgerichte (439.438 AE, 971,15 lfm). Die Akten der Amtsgerichte beinhalten v.a. Nachlassakten, Todeserklärungen, Zivil- und Registersachen. Die Abgabe der unterfränkischen Hypotheken- und Grundbücher ab 1825 bzw. 1910 durch die Amtsgerichte ist jetzt abgeschlossen. Die rund 52.300 Bände und das sonstige bereits archivierte Schriftgut (ca. 9.800 Akten) der Grundbuchämter bilden einen nach Ortschaften gegliederten Selekt, der eine Stellfläche von insgesamt knapp 2800 Regalmetern beansprucht.
In der NS-Zeit eingerichtete Justizstellen sind mit Schriftgut von 15 Anerbengerichten, zwei Musterserien (Ochsenfurt und Aub) von Erbhöferollen sowie mit Unterlagen (1272 AE, 5,2 lfm) der Erbgesundheitsgerichte Aschaffenburg, Schweinfurt und Würzburg vertreten. Das von 1942 bis 1945 tätige Sondergericht Würzburg ist mit nachkriegszeitlichen Kopien über die Aufhebung von Urteilen des Gerichts nur schwach dokumentiert (30 AE, 0,25 lfm). Von den Justizvollzugsanstalten liegt ein kleiner Aktenbestand des Frauenzuchthauses Würzburg von 1800 bis 1845 vor (55 AE, 0,8 lfm).
Das Schriftgut der 102 Notariate im Ober- und Unterfranken umfassenden Oberlandesgerichtsbezirk Bamberg wird im Magazin des Staatsarchivs auf der Festung Marienberg aufbewahrt (ab 1862; derzeit ca. 5.700.000 Urkunden, über 2600 lfm).