Einleitung
Der am 2. März 1869 in Kemberg, Kreis Wittenberg, geborene Oberstleutnant und Regierungskommissar a. D., Oskar von Schaumberg, verstarb am 11. Oktober 1956 in Bamberg. Hier verbrachte er die letzten gut zwei Jahrzehnte seines Lebens mit intensiven historischen Untersuchungen, vor allem zur eigenen Familiengeschichte. Aber auch schon zuvor suchte er immer wieder das Staatsarchiv Bamberg für seine Forschungen auf. So beschäftigte er sich ausgiebig mit Orten, in denen seine Familie ehemals Besitzungen aufwies. Allen voran ist hier die Stadt Lichtenfels mit dem heutigen Stadtteil Schney zu nennen. Dort liegt von Schaumberg, wie sein Vater Berthold, begraben. Infolge seiner Arbeiten gelangte sein wissenschaftlicher Nachlass in das Staatsarchiv Bamberg. Zunächst war er zur depositarischen Verwahrung vorgesehen. Nach dem Ableben seiner Witwe, Ernestine - genannt Erna - von Schaumberg, ging er in Staatsbesitz über und wurde durch Gemälde und Zeichnungen, die sich bis dahin in der Bamberger Privatwohnung am Michelsberg 10 befanden, erweitert.
Oskar von Schaumberg, der von seinem Vater für eine militärische Laufbahn vorgesehen wurde, beschäftigte sich seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts intensiv mit der Familiengeschichte seines Geschlechts, das aus dem Grenzgebiet zwischen dem heutigen Oberfranken und Thüringen stammte und der Schicht der ehemaligen Ministerialen zuzuordnen ist. Der Stammsitz der Familie, die Burgruine Schaumburg, befindet sich westlich der Gemeinde Schalkau im Süden des thüringischen Landkreises Sonneberg. Heute ist das Geschlecht im sog. "Mannesstamm" erloschen.
Der Nachlass widerspiegelt neben dem Privatleben des Ehepaars von Schaumberg und dem beruflichen Werdegang des Oberstleutnants vor allem die Forschungstätigkeiten eines historischen Laien, der allerdings durch seine Akribie und seine genealogischen Fachkenntnisse, in weiten Teilen der landesgeschichtlichen Forschung seiner Zeit Anerkennung fand. Vom Historischen Verein Bamberg wurde ihm zum 80. Geburtstag sogar die Ehrenmitgliedschaft verliehen, und seit 1936 war er Wahlmitglied der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. So verwundert es nicht, dass die Universitätsprofessoren Erich von Guttenberg und Wilhelm Engel bei der Veröffentlichung seines Hauptwerks, den ersten zwei Bänden der "Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg", beteiligt waren. Kurz vor der Vollendung des dritten Bandes verstarb Oskar von Schaumberg, so dass die Vorarbeiten dazu breiten Raum im Nachlass ausfüllen.
Den größten Bestandteil nehmen allerdings Abschriften, Extrakte und Exzerpte aus Archivalien und Druckwerken ein, welche die Basis seiner Forschungsarbeit bildeten. Daneben erscheinen besonders interessant das Netzwerk von genealogischen Forschern, mit denen Oskar von Schaumberg korrespondierte, und die Unterlagen zum "Verein Sanct Michael deutscher Edelleute zur Pflege und Wahrung historisch berechtigter Standesinteressen", in dessen Vorstand er zeitweise war.
Zu den Besonderheiten dieses Nachlasses gehört der hohe Anteil an Originalen, der auf Rückgriffe auf Reste des Familienarchivs bzw. unterschiedliche Gutsarchive (u.a. Schney, Thundorf/Rauenstein, Kleinziegenfeld) sowie die eigene Sammlungs- und Ankaufstätigkeit zurückzuführen ist. Auch findet sich in diesem Bestand verhältnismäßig viel Gegenständliches, das von Mobiliar, Militaria und Textilien bis zu Gemälden reicht. Die Gegenstände und Archivalien werden gemeinsam in einem "Schaumberg-Zimmer" im Magazin des Staatsarchivs Bamberg aufbewahrt.
Nachdem der bis dato unverzeichnete Nachlass von Praktikanten vorgeordnet wurde, setzte sich der Unterzeichnende in den Monaten Januar bis März 2011 damit auseinander. Neben der Erstellung einer Sachgliederung musste auch das hier vorliegende Findmittel neu angelegt werden. Einzig die Originale aus dem Brockdorff-Archiv, die bereits in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts dem damaligen Kreisarchiv Bamberg zur Deponierung übergeben worden waren, aber im Jahr 1920 von Oskar von Schaumberg angekauft wurden, waren bereits vorverzeichnet. Der Rest des Sachgliederungspunktes 1 "Originale" wurde von Dr. Rupprecht analysiert und verzeichnet.
Literatur: Neukam, Wilhelm G.: Oskar Freiherr von Schaumberg. Nachruf, in: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 95 (1956), S. XII-XIV
Bamberg, im März 2011
Martin Walgenbach M.A.
- Aktenplan Nachlass Oskar von Schaumberg
- NL Oskar von Schaumberg
- 1. Originale
- 2. Oskar von Schaumberg: Biographisches und nahes Umfeld
- 3. Familiengeschichtliche Forschungsarbeiten
- 3.1 Vorarbeiten zur Publikation der Regestenwerke
- 3.2 Arbeiten zu Personen
- 3.3 Materialien zu Orten mit von Schaumbergschen Besitz
- 3.4 Forschungen zum Wappen, zu Unterschriften und zu Stammbüchern derer von Schaumberg
- 3.5 Abschriften und Extrakte von Archivalien und Druckwerken (Exzerpte)
- 3.6 Archiv- und Bibliotheksbestände
- 3.7 Vorträge, Aufsätze, Manuskripte des Oskar von Schaumberg
- 4. Sammlungsgut
- 5. Bibliotheksgut
- 6. Korrespondenzen
- 7. Historische Forschungen außerhalb der Familiengeschichte
- NL Oskar von Schaumberg