Einleitung
Beim Sicherheitsdienst (SD) des Reichsführers SS handelte es sich ursprünglich um einen parteiinternen Nachrichtendienst der NSDAP zur Überwachung von politischen Gegnern wie auch von Parteimitgliedern. 1931 gleichsam als Geheimdienst der SS gegründet, wurden die Aufgaben des SD nach 1933 teilweise von der Gestapo übernommen. Es blieb die nachrichtendienstliche Funktion im In- und zunehmend auch im Ausland, ab 1937 einschließlich der Beobachtung der Bevölkerungsstimmung. Ab 1937/38 wurde der SD zu einer staatlichen Institution erhoben und mit dem SS- und Polizeiapparat verschmolzen, ab 1939 unter dem Dach des Reichssicherheitshauptamtes. Während des Zweiten Weltkriegs verübten Angehörige von Einsatzgruppen des SD Massenverbrechen an Juden und der übrigen Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten.
Zu Zeiten seiner größten Ausdehnung war der SD in elf Oberabschnitte aufgeteilt. Dem für Bayern zuständigen SD Oberabschnitt Süd waren folgende Unter- bzw. Leitabschnitte auf Gauebene unterstellt: München-Oberbayern (Sitz München), Franken (Sitz Nürnberg), Bayerische Ostmark (Sitz Bayreuth), Main-Franken (Sitz Würzburg) und Schwaben (Sitz Augsburg).
In unmittelbarer Nachkriegszeit wurde im Berlin Document Center umfangreiches Aktenmaterial unterschiedlichster Herkunft zusammengetragen, um der US-Regierung und den übrigen Alliierten Auskünfte über Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit geben zu können. Seit Beginn der 1960er Jahre erfolgten vom Document Center Aktenabgaben an das Bundesarchiv, wo umfangreiche Provenienzanalysen durchgeführt wurden. Danach konnte ein großer Teil der Archivalien an die zuständigen Staatsarchive weitergeleitet werden. Die zunächst an verschiedene bayerische Staatsarchive gelangten Akten der Provenienz Sicherheitsdienst des Reichsführers SS - Oberabschnitt Süd wurden schließlich ans Bayerische Hauptstaatsarchiv gegeben und hier in den 1980er Jahren als kleiner Bestand aufgestellt. Einzelne Akten wurden 2005 provenienzgemäß wieder an das Bundesarchiv zurückgegeben bzw. an das Staatsarchiv Bamberg überstellt.
Bei den meisten Archivalien handelt es sich um in der Regel dünne, bei der Bespitzelung von Gegnern und Trägern des NS-Regimes entstandene personenbezogene Akten, mit einzelnen Berichten, aber auch Lebensläufen (u.a. mit Vorstrafen) und teilweise auch Passbildern. Außerdem sind drei Personalakten von SD-Angehörigen erhalten. Die zweite Aktengruppe informiert in mehr oder weniger ausführlichen Berichten über die Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen und Organisationen des NS-Staates, darunter beispielsweise auch Berichte zu Werksbesichtigungen.
Im Mai 2015 wurde der Bestand im Rahmen eines Kurzpraktikums von zwei Schülerinnen neu bearbeitet. Dabei wurden die Archivalien durch Vergabe von neuen endgültigen Signaturen in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht und Akten zu ein und derselben Person zu einer Archivalieneinheit zusammengefasst. In dieser Reihenfolge erfolgte die Eingabe der Datensätze des nun 130 Akten umfassenden Bestandes mit der Bezeichnung SD Oberabschnitt Süd in die Archivdatenbank FAUST. Auch konnten fehlende Laufzeiten und Geburtsdaten, soweit recherchierbar, ergänzt werden.
Juni 2015
Renate Herget
Archivamtfrau