Einleitung
1. Geschichtlicher Überblick
Im Dezember 1918 erließ der Vorsitzende im Rat der Volksbeauftragten, Friedrich Ebert (MSPD), einen Aufruf zur Aufstellung von Freiwilligenverbänden, um das gewaltsame Fortschreiten der Revolution zu verhindern und eine möglichst zuverlässige militärische Machtgrundlage für die republikanische Regierung zu schaffen. Diesem folgte ab Januar 1919 eine große Zahl von demobilisierten Soldaten, Söldnern und studentischen Zeitfreiwilligen, die sich unter der Führung bekannter Offiziere zu Einheiten verschiedenster Größe, Struktur und Ausstattung formierten. Politisch waren die Freikorps Gegner des durch die Revolution geschaffenen Staatsgebildes. Das Abkommen mit der jungen republikanischen Regierung blieb deshalb lediglich ein Zweckbündnis, um radikale Pläne zur Installierung eines Rätesystems in Deutschland zu verhindern und die deutschen Grenzen nach außen zu sichern. Zum Einsatz kamen die Freikorps im Laufe des Jahres 1919 bei den Kämpfen gegen die Rote Armee im Baltikum und zur Sicherung der deutschen Ostgrenze. Im Inneren waren die Freikorps an der gewaltsamen Unterdrückung der linkssozialistischen Unruhen in Berlin im Dezember 1919 und Januar 1920 sowie in Mittel- und Norddeutschland im Frühjahr 1919 als auch an der Niederschlagung der Räterepublik in München und Südbayern im April/Mai 1919 beteiligt.
In Bayern war die Aufstellung überregionaler mobiler Freiwilligenverbände bis zum Februar 1919 vor allem an der Haltung des provisorischen Ministerpräsidenten Eisner und der Soldatenräte gescheitert. Auch die Minister für militärische Angelegenheiten Albert Roßhaupter und Ernst Schneppenhorst lehnten die Bildung von Freikorps in Bayern zunächst ab. Das Freikorps unter dem bayerischen Reichswehroffizier Franz Xaver Ritter von Epp konnte deshalb nur jenseits der bayerischen Grenzen im thüringischen Ohrdruff aufgestellt werden. Nachdem Mitte April der Versuch gescheitert war, mit eigenen Kräften die Räterepublik in Südbayern zu beenden, entschloss sich Ministerpräsident Johannes Hoffmann, die Hilfe der Freikorps in Anspruch zu nehmen und gleichzeitig deren Bildung in Bayern zu unterstützen. Bei der Einnahme Münchens spielten die bayerischen Freikorps offenbar aber nur eine untergeordnete Rolle. Im Anschluss an die brutalen Kämpfe in der Landeshauptstadt wurden sie im ganzen südbayerischen Raum gegen tatsächliche und vermeintliche linksradikale Bedrohungen eingesetzt. Bis Ende Oktober 1919 wurden die bayerischen Freikorps wieder aufgelöst. Einige Freikorpsmitglieder fanden in der Folge eine Beschäftigung in der Reichswehr oder in der bayerischen Landespolizei, andere schlossen sich zum Teil geheimen, in der Mehrzahl reaktionären Kampfbünden und Wehrorganisationen an.
2. Überlieferung der Freikorps im Kriegsarchiv
Die Überlieferung der Freikorps im Bayerischen Kriegsarchiv setzt sich aus den beiden Beständen "Freikorps Höhere Stäbe" (= Kommandoebene), und "Freikorps" (= Mannschaftsakten) zusammen und umfasst insgesamt 1151 Einzelakten.
Die Gliederung der beiden Bestände wurde bei der Detailverzeichnung und Einzellegung weitgehend beibehalten. Die genannten Bestände sind nach den einzelnen Freikorps in Untergruppen gegliedert. Innerhalb der Untergruppen befinden sich Kriegsgliederungen, Akten zur Organisation der Verbände und Einsatzberichte sowie politische Lageberichte am Beginn, Kassen- und Rechnungsakten am Ende. Bei größeren Überlieferungsteilen, vor allem den einzelnen Kassenverwaltungen, wurden weitere, im Findbuch gekennzeichnete Aktengruppen gebildet.
Zusätzlich existiert ein Bestand "Freiwilligenverbände", bei dem es sich ebenfalls um Mannschaftsakten der bayerischen Freikorps handelt. Dieser war bis zur Verzeichnung des vorliegenden Bestandes nicht in die Datenbank aufgenommen worden.
Der Bestand "Freikorps" ist in folgende Untergruppen unterteilt:
1. Freikorps Aschaffenburg
2. Mobiles Freikorps Bamberg
3. Freikorps Bayreuth
4. Fränkisches Bauerndetachement, Eiserne Schar Berthold
5. Bodensee-Freikorps
6. Waldlerbataillon Cham
7. Freikorps Chiemgau-Traunstein. bzw. Detachement Schäfer
8. Deutschböhmen-Kompanie
9. Freikorps Ebersberg-Grafing
10. Freikorps Hilger
11. Freikorps Landsberg
12. Freikorps Landshut
13. Freikorps Oberland
14. Freischar Lauterbacher
15. Freikorps Passau
16. Freikorps Regensburg (= Bataillon Hendschel)
17. Freikorps Schwaben
18. Freikorps Wasserburg
19. Freikorps Werdenfels
20. Freikorps Wolf
Der Bestand wurde 1924 bis 1926 und 1933 durch Dr. Erich Freiherr zu Guttenberg erstmals geordnet. 1997 wurde er durch Dr. Otto-Karl Tröger einer grundlegenden Revision und feineren Verzeichnung unterzogen, wobei die alte Lagerung und Nummerierung nach Bünden mit mehreren Einzelakten beibehalten wurde. Die Einzellegung der Akten und ihre Erfassung in Faust besorgte Markus Schmalzl M.A. 2009.
3. Bedeutung des Bestandes
Die Überlieferung der Freikorps im Kriegsarchiv ist in vielerlei Hinsicht für die historische Forschung der unmittelbaren Nachkriegszeit in Bayern von Interesse. Vor allem die Akten der Höheren Stäbe der Freiwilligenverbände enthalten zahlreiche Einschätzungen und Lageberichte zur politischen und militärischen Lage in Bayern von April bis Juni 1919. Eine Vielzahl an Flugblättern und Plakaten, u.a. auch Beutestücke der Roten Armee, berichten über die Wahrnehmung des politischen und militärischen Gegners. Einsatzberichte und detaillierte militärische Anordnungen geben Aufschluss über die militärische Lage und Vorgehensweise der Freiwilligenverbände beim Vorgehen gegen München und in Südbayern. Zahlreiche namentliche Mannschafts- und Offizierslisten dokumentieren die Zusammensetzung der Einheiten und sind sozialgeschichtlich von Bedeutung. Die Akten der einzelnen Kassenverwaltungen und Abwicklungsstellen ermöglichen eine wirtschaftshistorische Einordnung der Freikorps.
4. Weiterführende Literatur
Hans Fenske, Konservatismus und Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918, Bad Homburg 1969.
Harold J. Gordon, Die Reichswehr und ide Weimarer Republik 1919-1926, Frankfurt/M. 1959.
Ingo Korzetz, Die Freikorps in der Weimarer Republik: Freiheitskämpfer oder Landsknechthaufen? Aufstellung, Einsatz und Wesen bayerischer Freikorps 1918-1920, Marburg 2009.
Nigel H. Jones, Hitler's Heralds. The Story of the Freikorps 1918-1923, London 1987.
Hansjoachim W. Koch, Der deutsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte der deutschen und österreichischen Freikorps 1918-1923, Dresden 2002.
Hans-Joachim Mauch, Nationalistische Wehrorganisationen in der Weimarer Republik. Zur Entwicklung und Ideologie des "Paramilitarismus", Frankfurt/M., Bern 1982.
Horst G. W. Nußer, Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen und Österreich 1918-1933. Mit einer Biographie von Forstrat Georg Escherich 1870-1941, München 1973.
Michael Salewski, Entwaffnung und Militärkontrolle in Deutschland 1919-1927, München 1966.
Hagen Schulz, Freikorps und Republik 1918-1920, Boppard/Rh. 1969.
Matthias Sprenger, Landsknechte auf dem Weg ins Dritte Reich? Zu Genese und Wandel des Freikorpsmythos, Paderborn-München 2008.
Klaus Theweleit, Männerphantasien, 2 Bände, Frankfurt/M. 1978.
Dominik Venner, Ein deutscher Heldenkampf. Die Geschichte der Freikorps 1918-1923. Söldner ohne Sold, Kiel 1998.
Robert G. L. Waite, Vanguard of Nazism. The Free Corps Movement in Postwar Germany 1918-1923, Cambridge 1952.
Warren E. Williams, Die Politik der Alliierten gegenüber den Freikorps im Baltikum 1918-1919, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 12 (1964), S. 147-169.
5. Hintergrundinformationen zu den einzelnen Überlieferungsstellen
5.1. Freikorps Aschaffenburg
Aufgestellt gemäß telefonischer Weisung des II. b. AK vom 24.4.1919 in Aschaffenburg unter Führung von Hauptmann Dröber (8. IR).
Gliederung: 1 Kompanie. Größte Stärke am 13.5.
1919: 117 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften.
Das Freikorps kam nicht zum Einsatz.
Am 15.5.1919 wurden 107 Unteroffiziere und Mannschaften zum Freikorps Würzburg versetzt, das Freikorps Aschaffenburg selbst am 22.5.1919 aufgelöst.
Keine Stammrollen vorhanden.
5.2. Mobiles Freikorps Bamberg
Aufgestellt am 20.4.1919 laut Weisung des Ministeriums für militärische Angelegenheiten Nr. 724 vom 20.4.1919 unter Führung des Oberstleutnants Banzer (5. IR), teilweise aus Volkswehreinheiten (II. .Batl., Esk. Schätzler, Artillerie)
Gliederung: Stab des Freikorps, Stab des Schützenregiments, I. Bataillon (Götz), II. Bataillon (Wanka), III. Bataillon (Buchberger), Minenwerferzug, Nachrichtenzug, Stab 1. Ulanenregiment mit Eskadronen Schätzler und Lilier, Artillerieabteilung (von Döderlein), Ersatzdepot in Bamberg.
Teile des Freikorps (l. Kompanie, II. Bataillon, 2. Ulanenpatrouille und 12/1. Batterie) nahmen im Verband des Detachements Götz an der Besetzung und Säuberung Schweinfurts teil (28.-29.4.1919). Ein anderer Teil der Einheit (I. Bataillon, Teile der Artillerieabteilung, des Minenwerfer- und des Nachrichtenzuges) versammelten sich in Donauwörth, kehrten jedoch ohne gegen München eingesetzt gewesen zu sein wieder nach Bamberg zurück (4.-14.5.1919). Die Eskadron Schätzler war vom 3.5. bis 1.7.1919 in München zum Schutze des Stabes Möhl eingesetzt,
Das Freikorps wurde ab 30.5.1919 aufgelöst. Die beiden Bataillone Götz und Wanka gingen als I. und II. Bataillon ins Reichswehr-Infanterieregiment 46 über.
Stammrollen: 1. Kp. 22165, 22166, 2. Kp. 22168, 22169, 3. Kp. 22172, 4. Kp. 22561/1, 5. Kp. 22561/2, 6. Kp. 22179, MG-Kp. 22174, Depotkp. 22190, Artillerie 22374, 22566, Esk. Schäzler 22308, 22563, Esk. Lilier (?) 22564, 22565
Hinweise: Akten des II. Bataillons siehe unter I. Freiwilligenbataillon des 5. IR (Signatur: Freiwilligenformationen, Nr. 104 - 112). Siehe auch Reichswehr-IR 46, Bund 2 Akt 8 (Entlassungen).
5.3. Freikorps Bayreuth
Aufgestellt am 19.04.1919 unter Führung von Hauptmann Heinrich Hoffmann (7. IR). Den Grundstock stellte die 7. Kompanie des Volkswehrbataillons Lienhardt, Bayreuth.
Gliederung: Stab, Kompanien A, B und C.
Die Kompanien A (ab 02.05.1919), sowie der Stab und die Kompanien B und C (ab 09.05.1919) waren an der Einnahme und Säuberung Münchens beteiligt und kehrten am 27.05.1919 nach Bayreuth zurück.
Das Freikorps wurde am 17.06.1919 aufgelöst, ein Nachkommando bestand noch bis 31.10.1919.
Stammrollen: Kp. C 22580
5.4. Fränkisches Bauerndetachement (Eiserne Schar Berthold, Hammelburg)
Aufgestellt durch Hauptmann Berthold im April/Mai 1919 in Hammelburg.
Gliederung: Zunächst vier, dann fünf Kompanien, eine (später zwei) MG- und eine Wirtschaftskompanie.
Die Eiserne Schar besetzte am 20.05.1919 das Durchgangslagers Lindesmühle bei Bad Kissingen und löste es ohne Ermächtigung auf. Ab 01.06.1919 befand sich das Freikorps in München, die geplante Eingliederung in die Schützenbrigade 21 als IV. Bataillon scheiterte aber. Am 08.08.1919 wurde die Eiserne Schar als III. Bataillon zum Reichswehr-IR 46 nach Bayreuth überwiesen, von wo sie sich Ende August/Anfang September heimlich Richtung Baltikum absetzte und dort als III. Bataillon zum 2. Kurländischen Infanterieregiment trat. Sie nahm bis Dezember 1919 an den Kämpfen im Baltikum (Riga, Mitau) teil, verbrachte die Weihnachtsruhe in Ostpreußen und wurde im Januar 1920 zur Demobilmachung nach Stade transportiert. Während noch Verhandlungen über die Aufnahme in die 3. Marinebrigade liefen, beteiligte sich die Truppe am Kapp-Putsch. In Harburg kam es zu Zusammenstößen mit den streikenden Spartakisten, wobei Berthold den Tod fand.
Nach Bertholds Tod am 15.03.1920 wurde die Eiserne Schar aufgelöst, einige Angehörige kamen zur 3. Marinebrigade.
Stammrollen: Stab, 1.-4. Kp., 1. und 2. MG-Kp., Wirtschaftskp. 22584 - 22592.
Es fehlen folgende Archivalien: Unterlagen zur Abrechnung der Wirtschaftskompanie; Abrechnungsbuch der Propagandakompanie ab 21.05.1919.
5.5. Bodensee-Freikorps (Lindau)
Die Aufstellung einer dem Freikorps Schwaben zugeordneten Volkswehrabteilung Lindau unter Hauptmann Ball vom 20. IR erfolgte ab dem 06.05.1919. Am 27.05.1919 wurde sie umbenannt in Bodensee-Freikorps, das unter der - irreführenden - Bezeichnung III/IR 43 zur Gruppe Hierl der Regierungstruppen gehörte.
Gliederung: Obwohl zeitweise als III. Bataillon des Reichswehr-IR 43 bezeichnet, bestand das Bodensee-Freikorps nur aus einer Kompanie, einer MG- und einer Minenwerfer-Kompanie.
Das Freikorps kam nicht zum Einsatz.
Ein Teil der Freikorpsangehörigen wurde am 23.6.
1919 entlassen, die übrigen bildeten die 7. Kompanie des Reichswehr-IR 43, später 11. Kompanie
Reichswehr-IR 42.
Stammrollen: Volkswehreinheiten 22642 - 22644, Minenwerferkompanie 22106/2
5.6. Waldlerbataillon Cham
Das Waldlerbataillon wurde am 25.04.1919 in Cham unter Hauptmann Jolas (3. ChevR) aufgestellt.
Gliederung: 1 Kompanie, 1 MG-Kompanie, Batterie Jolas
Am 28.04.1919 wurde das Bataillon in Straubing ausgerüstet und ging am 04.05.1919 von Ostermünchen aus gegen Kolbermoor vor. Anschließend sicherte es vom 05.-11.05.1919 Bad Aibling.
Die Auflösung erfolgte unmittelbar nach der Rückkehr nach Straubing bzw. Cham am 16.05.1919.
Keine Stammrollen vorhanden.
5.7. Freikorps Chiemgau-Traunstein bzw. Detachement Schäfer
Das Freikorps Chiemgau, das vom III. AK (Fürth) aufgestellt und via Passau ausgerüstet wurde, bestand aus zahlreichen Unterabteilungen, die meist unter eigenen Ortsnamen laufen (siehe z.B. Ebersberg-Grafing). Führer soll ein Hauptmann Lindner gewesen sein.
Schäfer hat 1921 bestritten, dass sein Detachement ein Teil des Freikorps Chiemgau gewesen ist (vgl. Akt 140).
Aufgegangen im Reichswehr-JägerBtl. 21, später IR 19 Landshut.
Keine Stammrollen vorhanden.
5.8. Deutschböhmen-Kompanie (Regensburg)
Eine aus Deutschböhmen bestehende Kompanie wurde durch das I. Bataillon des Reichswehr-IR 48 in Regensburg gebildet. Führer war der österreichische Hauptmann Barisani. Die Kompanie umfasste 194 Mann, eventuell mit MG-Kompanie.
Die Kompanie wurde nicht eingesetzt.
Am 21.07.1919 als Wachkommando nach Grafenwöhr geschickt und wohl nach und nach entlassen bzw. auf die Kompanien des IR 48 verteilt.
Stammrollen: 22593.
5.9. Freikorps Ebersberg-Grafing
Ab 24.04.1919 erfolgte die Werbung für einen Teil des Freikorps Chiemgau durch Honoratioren in Ebersberg, Grafing und Wasserburg (siehe eigenen Bund). Den Teil Ebersberg führt ein gewisser Standl, den Teil Grafing ein gewisser Schlederer. Personell und organisatorisch war das Freikorps Ebersberg-Grafing eher eine Einwohnerwehr als ein militärischer Verband.
Das Freikorps nahm an den Aktionen gegen München, Kolbermoor und Rosenheim teil, insbesondere am Gefecht in Haar am 29.04.1919.
Das Freikorps löste sich noch im Mai 1919 wieder auf.
Keine Stammrollen vorhanden
5.10. Freikorps Hilger (Schwandorf-Amberg)
Das Freikorps wurde ab 28.04.1919 in Schwandorf und Amberg unter Oberst Hilger aufgestellt. Es umfasste 3 Kompanien mit MG-Kompanie und Ergänzungsabteilung.
Das Freikorps Hilger kam offenbar nicht zum Einsatz.
Am 16.07.1919 wurde die Einheit als III. Bataillon ins Reichswehr-IR 47 überführt.
Stammrollen: Stab 22192, 1. Kompanie 22215, 22216, 2. Kompanie 22217, 22218, 3. Kompanie 22220, 22221, MG-Kompanie 22223
5.11. Freikorps Landsberg (mit Keim, Liftl/Heller und Weilheim/Weckbecker)
Das Freikorps wurde unter Federführung des 9. Feldartillerieregiments in Landsberg/Lech ab dem 15.04.1919 aufgestellt und bestand aus dem Kommando unter Führung von Major Mack (9. FAR), dem Freikorps Liftl (seit 10.05.1919 Heller), dem Freikorps Weilheim oder von Weckbecker, dem Freikorps Keim und dem Ersatzfreikorps Landsberg oder Konitzki,
Die einzelnen Teilkorps operierten selbständig und wurden erst am 21.06.1919 unter der Führung von Weckbeckers vereinigt. Die Gesamtstärke betrug angeblich über 700 Mann.
Zunächst Besetzung Münchens von Westen her, dann Operation gegen Rosenheim und Aibling und Sicherung dort bis 27.06.1919.
Nach vorübergehender Angliederung ans III. Bataillon des Schützenregiments 42 erfolgte ab dem 14.07.1919 die Auflösung.
Keine Stammrollen vorhanden, Schriftwechsel bezüglich Freikorps Keim (22638) und Weckbecker (22720) vorhanden.
5.12. Freikorps Landshut
Aufgestellt ab Februar 1919 durch das 16. IR in
Landshut, Führer war Major Rogl.Offenbar in Bataillonsstärke mit 4 Kompanien und einer Ersatzkompanie aufgestellt.
Das Freikorps kam nicht zum Einsatz.
Auflösung im Juni 1919.
Stammrollen: 1. Kompanie 22640, 3. Kompanie 22641
5.13. Freikorps Oberland (Eichstätt-Ingolstadt)
Das Freikorps Oberland ist nicht zu verwechseln mit dem Bund Oberland, einer den Einwohnerwehren nahestehenden völkischen Organisation. Aufgestellt wurde das Freikorps ab dem 12. April 1919 in Eichstätt und Ingolstadt.
Gliederung: 5 (ab 17.06.1919 4) Kompanien, 2 MG-Kompanien, 1 Batterie, 1 Pionierkompanie, Rekrutendepot und Ergänzungskompanie.
Eingesetzt war das Freikorps bei der Befreiung Münchens, dann im April/Mai 1920 im Ruhrgebiet und 1921 in Schlesien.
Auflösung ab Juni 1919 unter teilweise Übernahme in das 2. Bataillon des Schützenregiments 42.
Stammrollen: 1.-5. Kompanie 22675 - 22683, Pioniere 22094, 22684, 22685, Ergänzungskompanie 22686
Es fehlen folgende Archivalien: Verpflichtungsscheine der 1. Kompanie; Zugang von Offizieren zur 1. Kompanie.
5.14. Freikorps Passau (mit Traunstein und Pfarrkirchen)
Aufgestellt durch das 16. IR ab 24.04.1919 in Passau mit späteren Abteilungen in Traunstein, Wasserburg, Altötting, Griesbach, Trostberg, Haidendorf und Pfarrkirchen.
Stärke: 2 Kompanien, MG-Kompanie, Artillerieabteilung, Pionierkompanie.
Einsatz: Das Freikorps Passau war weitgehend immobil und sicherte die Donau-Inn-Salzachgrenze gegen Österreich sowie die Aufmarschräume mobiler Truppen in Niederbayern. Der mobile Teil firmiert unter Detachement Gaul (Höhere Stäbe, Bund 17) und nahm am Unternehmen gegen Rosenheim und Kolbermoor teil.
Ab dem 15. Mai setzten Entlassungen ein, die Auflösung wurde Mitte Juni zum Stichtag 30.06.1919 verfügt, einzelne Angehörige traten zum III. Bataillon des Reichswehr-IR 42 über.
Stammrollen: 1. und 2. Kp. 22687 - 22689
5.15. Freikorps Regensburg (Bataillon Hendschel)
Aufgestellt ab 23.04.1919 in Regensburg aufgrund Verfügung des Generalkommandos II. AK durch das 11. IR.
Das Freikorps bestand aus den zwei Bataillonen Piegenot und Schmitz, die zusammen als Volkswehrregiment Regensburg firmierten (Freiwilligenformationen 407-502), dem 2. Bataillon Hendschel (2 Kompanien, 1 Nachschubkompanie und Fernsprechzug) und einem Artilleriestab (genannt Gruppe C(äsar), der am 08.05.1919 vom 8. Feldartillerieregiment aufgestellt wurde, sowie der freiw. Minenwerferkompanie Grundner (MWBatt. 23).
Das Freikorps war vom 03.04.1919 an in München eingesetzt, nahm dann am Grenzschutz gegen Böhmen teil und versah zuletzt Wachdienste in Regensburg.
Der Artilleriestab wurde am 31.05. in Reichswehr-Artillerieregiment 24 übernommen, das Freikorps selbst ab dem 05.07.1919 aufgelöst.
Stammrollen: 1.-3. Kompanie Bataillon Hendschel 22700 22702, Minenwerfer-Kompanie 22160
Beim Freikorps Regensburg war Rudolf Hess als Leutnant tätig.
5.16. Freikorps Schwaben
Das Freikorps Schwaben wurde am 21.04.1919 in Memmingen unter Major Pittrof aufgestellt und umfasste 2 (bzw. 3) Bataillone zu jeweils 3 Kompanien, 1 MG Kompanie, 1 Minenwerferkompanie, 1 Batterie.
Von April bis Juni 1919 wurde das Freikorps in München und Kempten eingesetzt, danach übernahm es dort Sicherungsdienste.
Das Freikorps wurde ab 1.7.1919 aufgelöst und teilweise als 2. Bataillon ins Reichswehr-Infanterieregiment 43 übernommen.
Stammrollen: 1., 3., 5. - 7. Kp, 1. und 2. MG-Kompanie 22705 - 22712, 2. Kr 2103, Batt. Telorac 22344
Literatur: Johannes Timmermann, Die Entstehung der Freikorpsbewegung 1919 in Memmingen und im Unterallgäu, masch., München 1996. Siehe auch HS 1993.
Die drei Schriftwechseljournale vom 02.05.-31.05., 31.05.-21.06. und 23.06.-29.08.1919 wurden 1963 makuliert
5.17. Freikorps Wasserburg
Aufstellung: Nach Wasserburg am Inn wurde von Passau aus ein Oberleutnant Schneider entsandt, der dort Werbung für regierungstreue Kräfte machen und mit diesen den Innübergang bzw. die Innlinie sichern sollte. Am 27.04.1919 standen Schneider etwa 40 Mann zur Verfügung.
Einsatz: Auftragsgemäß sicherte das Freikorps Wasserburg die Innlinie von Mühldorf bis Rott am Inn durch Straßenposten und Bahnhofswachen. Anfang Mai nahm das verstärkte Aufgebot an der Besetzung Rosenheims und der Aktion gegen Kolbermoor teil.
Die Auflösung erfolgte sofort nach der Rückkehr nach Wasserburg am 4. Mai. Die Aufgaben des Freikorps übernahm eine Abteilung des Freikorps Passau.
Keine Stammrollen vorhanden.
5.18. Freikorps Werdenfels (Garmisch)
Das Freikorps wurde ab dem 29.04.1919 in Garmisch durch Hauptmann Wanger aufgestellt.
Die etwa 260 Freiwilligen wurden auf den Stab und 9 Kompanien verteilt.
Am 2. Mai rückte das Freikorps gegen München vor und nahm bis zum 8. Mai an den Kämpfen im Ostteil der Stadt (Giesing) neben bzw. hinter dem Freikorps Epp teil.
Nach dem Rücktransport nach Garmisch begann schon am 11. Mai die Auflösung.
Keine Stammrollen vorhanden.
Literatur: Josef Ostler, Revolutionszeit 1918/19 im Bezirk Garmisch, Garmisch-Partenkirchen 1996
Hinweis: Weitere Unterlagen im derzeit (1997) verschollenen Bestand Orts- und Einwohnerwehren unter Garmisch-Partenkirchen
5.19. Freikorps Wolf (Augsburg-Kempten)
Das Freikorps Wolf wurde ab 14.04.1919 in Augsburg, Kempten und Lindau durch Oberstleutnant Wolf vom 12. IR aufgestellt. Es umfasste 3 Bataillone mit 11 Kompanien, darunter 3 MG-Kompanien, Nachschubkompanie und Begleitartillerie, insgesamt etwa 500 Mann.
Zum Einsatz kam das Freikorps in Augsburg, Kempten, Passau, Lindau und Mühldorf am Inn. Ab 01.08.1919 wurde das Freikorps Wolf aufgelöst unter gleichzeitiger Neubildung des Reichswehr-IR 43.
Stammrollen: Stab, 1., 2., 5. - 11. Kompanie, 1. und 2. MG-Kompanie 22723 - 22738
Siehe auch HS 2154.
5.20. Freikorps Würzburg (mit Marktsteft)
Aufgestellt am 20.04.1919 durch Anwerbung aus allen Berufsgruppen (Verfügung des.2. AK). Das Freikorps bestand aus dem Stab mit Nachrichtenabteilung, dem Bataillon Scheuring zu 5 Kompanien, 2 MG-Abteilungen und 1 Minenwerferabteilung, der Artillerieabteilung Martin zu 2 Batterien und der Ersatzabteilung Moser, zusammen fast 1700 Mann. Das Freikorps Würzburg war stark akademisch durchsetzt.
Es verrichtete im April und Mai Sicherungsdienste in Würzburg, von Mai bis Juni auch in München.
Bei der am 30.06.1919 verfügten Auflösung wurden alle Freiwilligen wieder entlassen.
Stammrollen: (Stab, 1.-5. Kompanie, Kompanie Moser, MG-Kompanie, 1. und 2. Batterie Minenwerfer-Kp., Freiwilligen Troß) 22739 und 22754.
Weitere:
Amberg siehe unter Freiwilligenverbände 203-206
Epp (Thüringen) siehe unter Schützenbrigade 21
Glasser (Erlangen) siehe unter Freiwilligenverbände 752-766 und 1213-1229
Hübner (Nürnberg-Schwabach) siehe unter Freiwilligenverbände 611-640
Freischar Lauterbacher: regierungsamtlich nicht als Freikorps anerkannt; siehe den vom Kriegsarchiv in den 1930er-Jahren angelegten Handakt unter der Signatur Archivakten 65.