Einleitung
Am 17.08.1945 wurde der "Zentraleinkauf der bayerischen Kohlenbergwerke und Salinen" von insgesamt fünf teilhabenden Bergwerksgesellschaften in der Rechtsform einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gegründet.
Als Hauptziele formulierten die damaligen Mitglieder (Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG, Oberbayerische Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau, Bayerische Braunkohlen A.G. Schwandorf, Eisenwerksgesellschaft Maximilianshütte GmbH in Sulzbach-Rosenberg und Münchner Revisions- und Treuhand) in ihrer Geschäftsordnung die Deckung von Bergwerks- und Bergmannsbedarf zu den günstigsten Preis- und Lieferbedingungen, die Beobachtung des in- und ausländischen Marktes sowie eine allgemeine Interessenvertretung der Bergwerke und Salinen beim Abschluss von Handelsverträgen, auf Handelsmessen sowie bei der Beschaffung von Investitions- und Betriebsmittelkrediten. Zum 01.10.1948 änderte die unter staatlicher Aufsicht stehende Gesellschaft ihren Namen in "Süddeutsches Bergbaukontor" und die Rechtsform, die ab diesem Zeitpunkt in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt wurde.
Neben der Aufsicht durch einen staatlichen Verwaltungsbeirat (Staatsminister für Wirtschaft, für Finanzen, Staatsminister für Arbeit und Soziale Fürsorge, Präsident der Bayerischen Staatsbank, Präsident des Oberbergamts, die Vorstände der Gesellschafter) organisierte sich die Bergmannsvertretung, die ihren Dienstsitz in München in der Maria-Theresia-Straße 15 und später in der Dienerstraße 22 hatte, in sogenannte Arbeitsausschüsse für Braunkohle, Eisenerz, Salz und Graphit, Fluss- und Schwerspat, Pegmatit, Feldspat, Kaolin und Ton und Sonstiger Bergbau (vgl. MWi 14012 und 14013).
Mit Beschluss vom 23.10.1953 trat das Süddeutsche Bergbaukontor in Liquidation. Die bisherigen Arbeitsgebiete wurden im Bayerischen Berg- und Hüttenmännischen Verein weitergeführt, der bis heute unter dem Dach des Bundes Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappschaftsvereine e.V. fortbesteht (vgl. BHS GDion 1772).
Eine vermutlich in den 1970er oder 1980er Jahren an das Bayerische Hauptstaatsarchiv gelangte und bisher maschinenschriftlich erfasste Abgabe von nur elf Akten des Süddeutschen Bergbaukontors wurde im Rahmen eines Schülerpraktikums von Frau Maria Imhof und Frau Flora Maria Kaserer in der archivischen Datenbank FAUST erfasst und von der Unterzeichnenden neu strukturiert und intensiver erschlossen.
Neben der vermittelnden und koordinierenden Tätigkeit der Gesellschaft, die in drei Organisations- und Sammelakten dokumentiert ist, enthält der Bestand die zwischen 1946 und 1949 verfassten Rundschreiben des Informationsdienstes des Zentraleinkaufs der bayerischen Kohlenbergwerke und Salinen bzw. des Süddeutschen Bergbaukontors sowie eine Serie von Rundschreiben für die Jahre 1947 bis 1949 der Beschaffungszentrale der Deutschen Kohlenbergbauleitung in Essen an alle Bergwerksgesellschaften und Zechen in Deutschland. Die letzten vier Jahre (1950-1953) der Tätigkeit der insgesamt nur acht Jahre lang existierenden Gesellschaft sind im Bestand selbst nicht dokumentiert und können nur indirekt über Archivalien zum Süddeutschen Bergbaukontor, die in den Beständen Wirtschaftsministerium, Generaldirektion der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG und Finanzministerium überliefert sind, rekonstruiert werden.
Der kleine und mit Sicherheit nicht vollständige Bestand dokumentiert die Anstrengungen der Bergbau- und Salinenwirtschaft in Zusammenarbeit mit den Staatsbehörden zur Materialbeschaffung und -verteilung in der Nachkriegszeit zwischen 1946 und 1949. Für die Versorgung der Bevölkerung und der neu aufzubauenden Wirtschaftsbetriebe mit Energie-, Brenn- und Rohstoffen war der Betrieb der Zechen und Salinen in der unmittelbaren Nachkriegszeit wesentlich und wurde vom Süddeutschen Bergbaukontor als bergmännischer Interessenvertretung nach innen und außen maßgeblich unterstützt.
München, den 22. Juli 2015
Edeltraud Weber
- Bestellsignatur: Süddeutsches Bergbaukontor + Bestellnummer (Beispiel: Süddeutsches Bergbaukontor 1)