Einleitung
1.) Behördengeschichte
Mit Wirkung zum 1. Oktober 1816 wurde das Rentamt Lohr errichtet. Es ersetzte das vormalige Kellereiamt Lohr, das kleine Amt Rieneck und die Souveränitätsrezeptur Rothenfels. Der Zuständigkeitssprengel des Rentamts umfasste damit die Landgerichte (ä.O.) Lohr und Frammersbach sowie das Herrschaftsgericht Rothenfels und das (ehemalige) Patrimonialgericht Burgsinn. Erster Rentamtmann wurde Johann Baptist Corneli.
Hauptaufgabe des Rentamts war die Verwaltung des gesamten Staatsvermögens in seinem Amtsbezirk. Dazu erhob es alle Einkünfte ("Gefälle"), die aus Steuern, herrschaftlichen Rechten und Staatsgütern entsprangen, verrechnete diese und lieferte sie an die vorgesetzte Kreiskasse in Würzburg ab. Weiterhin war es zuständig für die Erhebung der Forstgefälle und die Erstellung der sog. "Pecunial-Forstrechnung" sowie die Verrechnung der von den Landgerichten (ä.O.) eingenommenen Gebühren ("Taxen"). Schließlich hatte es auch gewisse Exekutivbefugnisse gegen saumselige Abgabepflichtige.
In den folgenden Jahrzehnten fanden immer wieder Veränderungen in der räumlichen Aus-dehnung des Rentamts statt. So wurde 1826 die (ehemals großherzoglich badische) Steuer-rezeptur Steinfeld mit Sitz in Karbach eingegliedert. 1829 wurden nach längeren Verhand-lungen die Ortschaften Wohnroth, Fellen, Rengersbrunn, Trockenbach, Burgsinn, Rieneck, Dürrhof, Ziegelhütte, Schaippach und Zollberg an das Rentamt Gemünden abgetreten. 1853 fand ein Tausch mit dem Rentamt Lengfurt statt: die Orte Esselbach und Oberndorf gingen an das Rentamt Lengfurt, dafür wechselten die Ortschaften Billingshausen und Urspringen nach Lohr. 1858 wurde das Forstrevier Langenprozelten dem Rentamt Gemünden zugeschlagen, zuletzt mit königlichem Erlass vom 8.7.1880 der Forstbezirk "Fürstlich Löwenstein´scher Park" dem Rentamt Lengfurt.
Mit Wirkung zum 1. Oktober 1919 wurde das Rentamt Lohr schließlich aufgelöst und durch das gleichnamige Finanzamt ersetzt.
2.) Hinweise zum Bestand
Der neuformierte provenienzreine Bestand "Rentamt Lohr" umfasst die heute noch vorhan-denen geringen Überlieferungsreste dieser Behörde; sie waren bisher Teil der Mischbestände "Riedelbauch" und "Rechnungen". Der gesamte Rest, insbesondere die Akten, ging vermutlich bei der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945 verloren. Erwähnt werden muss auch, dass es sich bei dem Großteil der hier verzeichneten Rechnungen des Rentamts eigentlich um die Revisionsexemplare der vorgesetzten Rechenkammer bei der Regierung des Untermainkreises handelt (erkennbar am Registraturvermerk "Pro Registratura"). Dies hat seine Ursache darin, dass insbesondere im Jahr 1908 im damaligen Kreisarchiv Würzburg eine umfangreiche Nachkassation bei den bis dahin häufig doppelt vorhandenen Rechnungen durchgeführt wurde - und zwar quer durch alle Provenienzen. Eine den seriellen Charakter des Archivalientyps "Rechnungen" beachtende und gleichzeitig provenienzgemäße Bestandsrekonstruktion ist damit heute in der Regel nicht mehr möglich. Deshalb wurde vom Unterzeichnenden im Sinne der Benutzerfreundlichkeit und unter teilweiser Missachtung des Provenienzprinzips grundsätzlich festgelegt, bei der Bestandsrekonstruktion eine möglichst geschlossene Rechnungsserie jeweils bei der rechnungslegenden Behörde aufzubauen. Die abweichende Provenienz des Rechnungsbandes soll dennoch im Feld "Interne Bemerkungen" kenntlich gemacht werden. In den wenigen bisher nachweisbaren Fällen, wo sowohl das Amtsexemplar als auch das Revisionsexemplar der Rechnung (mit Beilagen) heute noch vorhanden sind, findet diese Sonderregelung natürlich keine Anwendung.
Auf die Erstellung eines Registers wurde wegen des geringen Umfangs des Bestands verzichtet.
Würzburg, 30.07.2018
Jens Martin M.A.