Einleitung
Die Sammlung Reichsarbeitsdienst wurde von Frau Hildegard Wenzel angelegt. Hildegard Wenzel war eine ehemalige sogenannten Arbeitsmaid des Reichsarbeitsdienstes für die weibliche Jugend (RADwJ). In der Nachkriegszeit unterhielt sie im Rahmen des Bundes der Notgemeinschaften ehemaliger berufsmäßiger Arbeitsdienstangehöriger und ihrer Hinterbliebenen e.V. (B.N.A.) einen regen Kontakt zu ehemaligen Führerinnen des RADwJ, vor allem in Bayern. Die ihr dadurch gegebenen Möglichkeiten nutzte sie, um für eine Chronik des RAD in Bayern Materialien zu sammeln.
Die Kontaktaufnahme mit dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv erfolgte 1989. Zwischen 1990 und 1995 wurden die Materialien in mehreren Schritten abgegeben. Die Sammlung umfasst 284 Archivalieneinheiten (2 lfm).
Verschiedene mehrmals vorhandene Fotokopien sowie eine Reihe inhaltlich für die Sammlung irrelevanter Notizzettel oder Tourismusbroschüren im Umfang von 0,2 lfm wurden kassiert. Konservatorische Behandlung nach archivischen Gesichtspunkten (Entfernung aller metall- und plastikhaltigen Teile sowie Umlagerung in säurefreie Verpackungen) wurde durchgeführt.
Die Bearbeitung erfolgte zwischen dem 01.09.2010 und dem 22.09.1010.
Bei der Erschließung der Fotografien wurden, soweit möglich, die Namen aller auf den Fotografien abgebildeten Personen aufgenommen. Gleiches gilt für Datum und Ort. Bei Fotografien von Masssenkundgebungen, Aufmärschen und ähnlichem gilt dies nicht. Hier wurden nur besonders bedeutende oder von Hildegard Wenzel durch Notiz hervorgehobene Personen notiert. Literatur ist nach den normalen Zitierregeln aufgenommen, wobei in einigen Fällen Datum, Ort, Autor, Herausgeber oder eine Kombination davon nicht feststellbar waren. Die Sammlung RAD enthält sowohl Materialien zum RADM (Reichsarbeitsdienst Männer) als auch zum RADwJ. Die Unterlagen zum RADwJ sind dabei deutlich in der Mehrzahl. Der zeitliche Rahmen der Fotografien und Originaldokumente beginnt 1932. Den zahlenmäßig größten Posten bilden Fotografien. Diesse sind (für Lager in Bayern) nach Regierungsbezirken geordnet, daneben noch in "übrige Bundesländer", "Ausland" und "nicht eindeutig identifizierte Orte" eingeteilt.
Neben der fotografischen Dokumentation zu einzelnen Lagern sind zu einer Reihe mit dem RAD verbundenen Personen, unter anderem Rudolf Heß, Wilhelm Frick und Konstantin Hierl, und zu einzelnen Führerinnen verschiedenen Ranges Fotografien vorhanden.
Fotoalben und einzelne Fotoalbenseiten dokumentieren Aufenthalte von RAD-Gruppen im Frontgebiet oder im eroberten Frankreich. Auch einige über teilnehmende Personen, Orte oder Lager, ursächlich mit dem RAD im Zusammenhang stehende Ereignisse, wie die Eröffnung des "Hauses der Deutschen Kunst" in München 1937 oder die Reichsparteitage 1935 bis 1938, sind enthalten. Eine kleine Anzahl Fotografien zum KHD (Kriegshilfsdienst) ergänzt die Fotografiensammlung. Auf der Rückseite der meisten Fotografien finden sich nähere Angaben zur Abbildung. Diese entsprechen weitestgehend den Vermerken im Findbuch (Personen, Orte, Daten).
Die Sammlung Reichsarbeitsdienst enthält neben Fotografien auch Literatur, Korrespondenz, einige Land- und Straßenkarten, Dias, Ausarbeitungen zu Vorträgen und Materialien des B.N.A.
Unter "Materialien" sind Literatur, Kalender, Land- und Straßenkarten, Notizbücher sowie noch einige Fotografien enthalten. Die hier verzeichnete Literatur behandelt den rechtlichen Rahmen ebenso wie Geschichte und Idee des RAD, Standorte der Lager sowie Erinnerungen an den Dienst im RAD. Die vorhandenen Kalender und Notizbücher sind von Organen des RAD oder der NSDAP herausgegeben und stehen so in ursächlichem Zusammenhang zum Arbeitsdienst.
Die Korrespondenz besteht im Wesentlichen aus Briefen zum RAD, der Kontaktaufnahme zu verschiedenen Archiven [Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Bundesarchiv Koblenz und andere Standorte, Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar], der Korrespondenz zwischen B.N.A.-Mitgliedern untereinander sowie zum Beispiel mit Bürgermeister Herbig der Stadt Mellrichstadt. Die vorhandenen Briefe Bürgermeister Herbigs, aber auch die des Journalisten Alfred Saam behandeln RAD-Lager in der Rhön und die Übersendung von Materialien zwecks Erstellung eine Chronik.
Bei den Dias ist Folgendes zu beachten: Viele Fotografien sind Abzüge der in der Sammlung vorhandenen Dias. Wenn dies der Fall ist, ist auf der Rückseite der jeweiligen Fotografie vermerkt, welchem Dia sie entspricht.
Die Unterlagen zum B.N.A. enthalten neben der Vereinssatzung Listen der Buchbestände, die in der 1990 aufgelösten Geschäftsstelle Bayern in München vorhanden waren und die zum größten Teil das Bundesarchiv in Koblenz übernommen hat (und zu der daher auch im Abschnitt "Allgemeines" unter dem Betreff "Korrespondenz und Sammlung von Informationen", Informationen zu finden sind). Darüber hinaus finden sich Einladungen, unterlagen zur Organi-sation und Abrechnungen der Jahre 1990 bis 2001.
Besonderes Augenmerk in den von Hildegard Wenzel angesammelten Materialien gilt den Führerinnen verschiedenen Ranges. Es finden sich Besoldungsgesetzblätter, Strafverordnungen und Listen der Lager mit den jeweiligen Führerinnen. Einfache Arbeitsmaiden, die den Großteil des RADwJ-Personals ausmachen, sind qualitativ unterrepräsentiert. Fotografien mit der alltäglichen Arbeit der Maiden finden sich, aber nur wenige sind mit Namen oder Daten versehen. Auch der B.N.A. als Bund ehemaliger berufsmäßiger Arbeitsdienstangehöriger versteht sich, das lässt sich aus den Unterlagen schlussfolgern, in erster Linie als Verein für ehemalige Führerinnen, die in einem beamtenähnlichen Verhältnis standen und entsprechend besoldet wurden. Dem B.N.A. ist es zu verdanken, dass ehemalige Führerinnen auch einen aus ihrer RAD-Tätigkeit abgeleiteten Anspruch auf Pension haben [vgl. hierzu die Korrespondenz von Hildegard Wenzel].
Liam Fitzgerald
München, März 2011
Abkürzungen:
B.N.A. Bund der Notgemeinschaften ehemaliger berufsmäßiger Arbeitsdienstangehöriger und ihrer Hinterbliebenen e.V.
FAD Freiwilliger Arbeitsdienst (= Vorläufer des RAD)
KHD Kriegshilfsdienst
RAD Reichsarbeitsdienst
RADM Reichsarbeitsdienst Männer
RADwJ Reichsarbeitsdienst für die weibliche Jugend