Mit einer systematischen, von oben verfügten Gebietsreform auf allen drei Verwaltungsebenen – Regierungsbezirke, Landkreise und Gemeinden – erhielt der Freistaat Bayern zum 1. Juli 1972 eine neue innere Ordnung. Ab 1967 liefen die Vorbereitungen, 1972 wurde die neue Kreiseinteilung wirksam, bis 1978 dauerte die Zusammenlegung der Kommunen, 1983 waren die letzten Nachkorrekturen abgeschlossen. Die Zahl der Gemeinden schrumpfte von 7073 im Jahr 1970 auf 2052 im Mai 1978, aus 143 Landkreisen wurden 71, von 48 kreisfreien Städten blieben 25 übrig. Das Innenministerium unter Staatsminister Dr. Bruno Merk (CSU) sah in der Reform die entscheidende Voraussetzung für eine moderne und bürgernahe Verwaltung. Vor allem in den aufgelösten Landkreisen und Kommunen gab es teils heftige Diskussionen und Widerstände.
Zum Gedenken an die Reform wurde vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv und dem Staatsarchiv Augsburg eine kleine Ausstellung konzipiert. In den Blick genommen werden die Vorarbeiten und Pläne sowie am Beispiel des Regierungsbezirks Schwaben die konkrete Umsetzung und die Proteste. Der letzte Abschnitt ist der Erinnerung an die Gebietsreform gewidmet.
Im Regierungsbezirk Schwaben halbierte sich im Zuge der Gebietsreform die Zahl der Landkreise von ehemals zwanzig, von zehn kreisfreien Städten blieben vier übrig, die restlichen wurden mit dem Status einer Großen Kreisstadt abgefunden. Die Zahl der schwäbischen Gemeinden verringerte sich von 1039 im Jahr 1970 auf 340 nach der Reform, etliche davon in Verwaltungsgemeinschaften zusammengeschlossen. Wie überall in Bayern war die Kreis- und Gemeindegebietsreform auch in Schwaben umstritten. Neben grundsätzlichem Verständnis für die Notwendigkeit einer Reform, Zustimmung und geglückten Beispielen gab es mitunter heftige Widerstände.
Gezeigt werden hauptsächlich Stücke aus den reichhaltigen Beständen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und des Staatsarchivs Augsburg, aber auch Leihgaben aus schwäbischen Institutionen und Vereinen. Das Spektrum reicht von amtlichen Schriftstücken und Karten über Fotos, Plakate, Broschüren, Flugblätter, Zeitungsartikel, Schilder bis hin zu Dokumenten aus den Nachlässen zentraler Akteure. Hinzu kommen Film- und Tondokumente wie Interviews mit Bruno Merk und Theo Waigel, Fernsehberichte des Bayerischen Rundfunks und der Mitschnitt einer Senatssitzung von 1972. Das Interview mit Theo Waigel ist auch auf unserem Blog online zu hören.
Die Ausstellung wird vom 10. November bis 23. Dezember 2022 im Staatsarchiv Augsburg gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Geöffnet: Montag - Donnerstag 8.30-16.00 Uhr, Freitag 8.30-13.00 Uhr;
Kostenfreie Führungen für Gruppen können vereinbart werden unter: poststelle@staau.bayern.de
Weitere Informationen und Hinweise zu Begleitveranstaltungen unter www.gda.bayern.de
Vom 21. September 2022 bis 28. Oktober 2022 war die Ausstellung bereits im Bayerischen Hauptstaatsarchiv zu sehen.
Zu Ausstellung liegt ein kleiner Ausstellungskatalog vor:
- 50 Jahre Gebietsreform. Bayerns Neuordnung und das Beispiel Schwaben. Eine Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und des Staatsarchivs Augsburg. Konzeption und Bearbeitung: Gerhard Fürmetz (Bayerisches Hauptstaatsarchiv), Rainer Jedlitschka (Staatsarchiv Augsburg) unter Mitarbeit von Renate Herget und Christine Kofer (Bayerisches Hauptstaatsarchiv) und Andreas Frasch (Staatsarchiv Augsburg) (Staatliche Archive Bayerns – Kleine Kataloge 69), München 2022, ISBN 978-3-938831-70-0, 108 S., zahlr. Farbund, SW-Abb.;
Verkaufspreis 11,00 Euro.
Veröffentlicht 19.09.2022, ergänzt am 31.10.2022