Geschichtlicher Überblick
Die ab 1204 erbaute Burg Trausnitz oberhalb der Stadt Landshut diente bereits für Herzog Otto II. von Bayern (1231–1253) und nach der Landesteilung von 1255 für die Linie Niederbayern als Residenz. Unter den Herzögen der aus der Teilung von 1392 hervorgegangenen Linie Bayern-Landshut sind im 15. Jh. Archive („Briefgewölbe“) auf der Burg Trausnitz und in der Zweitresidenz zu Burghausen nachweisbar, die auch das Schriftgut des 1447 an Bayern-Landshut gefallenen Teilherzogtums Bayern-Ingolstadt aus Ingolstadt und Neuburg a.d. Donau aufnahmen. Sie wurden nach dem Aussterben der Landshuter Linie (1503) und dem nachfolgenden Landshuter Erbfolgekrieg ab 1505 auf die Rechtsnachfolger, das nunmehr wiedervereinigte Herzogtum Bayern und das Fürstentum Pfalz-Neuburg, aufgeteilt (heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München). Anschließend dienten Räume der Burg nachweislich seit 1609 der herzoglichen Rentstube zu Landshut als Altregistratur. Ab 1753 richtete die kurfürstliche Hofkammer in München ein Depot für die revidierten Ämterrechnungen Ober- und Niederbayerns sowie der Oberpfalz ein; ab 1799 folgte der Geistliche Rat mit den Serien der altbayerischen Kirchenrechnungen. Diese Spezialregistraturen bildeten den Grundstock für ein im 19. Jh. alle altbayerischen, vereinzelt auch schwäbische und fränkische Rechnungen umfassendes „Rechnungsarchiv“, das seit 1834 einer sog. Dezimierung (Aufbewahrung nur jedes zehnten Jahrgangs ab ca. 1550, teilweise schon früher) unterworfen wurde. 1805 wird auch die Registratur der 1802 aufgelösten Regierung Landshut als auf der Burg befindlich erwähnt. Noch bis 1928 übten die dortigen Registratoren, dann Archivvorstände, gleichzeitig das Amt des Schlosspflegers aus.
Von Anfang an wurden neben den einschlägigen Abgaben niederbayerischer Ämter und Behörden für längere Zeit aus Platzmangel auch umfangreiche „Fremdbestände“ zentraler und oberbayerischer Behörden in das Archiv auf der Trausnitz verbracht, das zugleich als Außenstelle des Reichsarchivs und des Archivkonservatoriums bzw. Kreisarchivs München diente. Diese Bestände wurden jedoch in Etappen bis Ende der 1960er Jahre wieder abgezogen. Die völlig unübersichtliche Beständestruktur stellte sich in zu „Repertorien“ zusammengebundenen (Abgabe-) „Verzeichnissen“ dar. Um sie zugänglich zu machen, hat Kreisarchivar Josef Edmund Jörg (1866–1901) einen Ortskatalog und einen in Ansätzen steckengebliebenen Sachkatalog in Zettelform (Jörgscher Zettelkatalog) erstellt.
1809 wurde das Depot auf der Trausnitz in die bayerische Archivverwaltung einbezogen und erhielt 1812 die Bezeichnung „Archivkonservatorium“. 1875 wurde es wie alle regionalen bayerischen staatlichen Archive in „Kreisarchiv“ und 1921 in „Staatsarchiv Landshut“ umbenannt.
Ein Großbrand auf der Burg Trausnitz am 21.Oktober 1961 bedeutete für das Staatsarchiv den Verlust von ca. 4000 Bänden (vor allem Teile des Briefprotokollselekts und Protokolle und Akten des Hochstifts Passau). Weitere 4000 Bände und Akten konnten restauriert werden. Im Zuge der Wiedererrichtung des ausgebrannten Fürstenbaus der Burg erhielt das Staatsarchiv, das 1965 seine Tätigkeit wieder voll aufnehmen konnte, die seinerzeit „modernste Archiveinrichtung in einem Altbau“ (Unterteilung von drei Stockwerken in sieben, Stahlregale, Heizung, Aufzug). Der Bezug dieses Magazins gab mit den Anstoß für die längst überfällige, nunmehr von Walter Jaroschka in Angriff genommene Neustrukturierung der Bestände in Landshut und im gesamten altbayerischen Archivbereich. Sie hatte eine umfassende Beständebereinigung mit dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv und den Staatsarchiven München und Amberg zur Folge. Im Rahmen dieser Beständebereinigung erhielt das Staatsarchiv Landshut in den Jahren 1978 bis 1985 in mehreren großen Abgaben umfangreiches Schriftgut mittel- und unterbehördlicher Provenienz der Rentamtsbezirke Landshut und Straubing (ab 1506/07) aus München und Amberg. Es wird zu provenienzreinen Fonds formiert bzw. solchen eingegliedert. Mit der Beständebereinigung bekam das Staatsarchiv erstmals eine territorial und funktional eindeutig bestimmte Zuständigkeit und eine Beständestruktur auf der Grundlage des Provenienzprinzips. Durch die umfangreichen Behördenabgaben der letzten Jahrzehnte des 20. Jh. (durchschnittlich ca. 200–300 laufende Meter jährlich) waren die Raumkapazität des Staatsarchivs auf der Burg, wo eine weitere Ausdehnung nicht möglich ist, erschöpft. Es wurde somit die Entscheidung für einen Neubau getroffen. Die Planungen dafür begannen in den frühen 1990er Jahren, konnten mit großen haushaltsbedingten Verzögerungen aber erst bis 2016 verwirklicht werden.