Am 20. Juni 2023 um 10 Uhr wurde im Bayerischen Hauptstaatsarchiv die kleine Ausstellung „Wider die Wohnungsnot. Sozialer Wohnungsbau der Königlich Bayerischen Armee 1890-1914“ eröffnet.
Wohnungsnot und Mietenexplosion sind keine neuen Phänomene der Gegenwart. Wohnungsnot war in Bayern im gesamten 19. Jahrhundert Realität und spitzte sich mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 zu. Im Gefolge von Industrialisierung und Bevölkerungsexplosion konnte der Wohnungsbau nicht mit Städtewachstum und steigenden Einwohnerzahlen Schritt halten. Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen führte zu Mietwucher und katastrophalen hygienischen Zuständen. Überbelegung, Untervermietung, dazu Kälte, Feuchtigkeit und Dunkelheit verursachten ein gesundheitsschädliches Wohnklima.
Das bayerische Kriegsministerium bekämpfte ab 1890 mit dem Bau eigener Arbeiterwohnungen den akuten quantitativen und qualitativen Wohnungsmangel. Staatlicherseits sollte so die Wohnungsnot der Arbeiter in den militäreigenen Rüstungsbetrieben in Ingolstadt, München und Amberg gelindert werden. Die Ausstellung beleuchtet ein frühes Kapitel bayerischer Sozialgeschichte und vermittelt Informationen zu Umfang, Bautypen, Lage und Größe sowie zur Ausstattung der militäreigenen Wohnungen. Sie erläutert den Einfluss der Armee als Arbeitgeber und Einflussgröße am Wohnungsmarkt und gibt detailliert Auskunft über die die größtenteils noch heute bestehenden, denkmalgeschützten Kolonien. Diese waren den Baustandards ihrer Zeit architektonisch und ausstattungstechnisch weit voraus. Sie schufen weit überdurchschnittliche Wohnverhältnisse, ehe der Ausbruch des Ersten Weltkrieges diesem frühen Beispiel staatlicher Wohnungsfürsorge ein Ende bereitete.
Ausstellungsbegleitend ist ein Begleitheft erhältlich, das auf dieser Seite unter 'Zugehörige' Dateien und unter Publikationen zum Download bereitgestellt wird.
Die Ausstellung wurde im Rahmen der Ausbildung im Vorbereitungsdienst 2021/2024 für den Einstieg in der 3. Qualifikationsebene der Fachlaufbahn Bildung und Wissenschaft, fachlicher Schwerpunkt Archivwesen, an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern erarbeitet. Sie ist vom 20. Juni bis 11 Juli 2023 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv
(Treppenhaus, 1. OG), Schönfeldstraße 5, 80539 München zu sehen.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8.30–18.00 Uhr, Freitag 8.30–13.30 Uhr
Eingestellt am 19.06.2023, geändert am 11.07.2023