Das Reichskammergericht (1495–1806) war neben und in Konkurrenz zum Reichshofrat (1498/1527–1806) eines der beiden höchsten Gerichte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Die Prozessakten wurden nach dessen Ende vom Deutschen Bund in Wetzlar verwaltet und um die Mitte des 19. Jahrhunderts nach damals erarbeiteten Aufteilungskriterien an die deutschen Bundesstaaten verteilt. 1853 erhielt auch das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha Reichskammergerichtsakten, die zum kleineren Teil in Gotha verblieben, zum größeren Teil nach Coburg abgegeben wurden.
Wir freuen uns, am Donnerstag, dem 26. September 2024, um 17.00 Uhr, das Archivinventar „Staatsarchiv Coburg. Reichskammergericht (Bayerische Archivinventare 60)“ der Öffentlichkeit im Staatsarchiv Coburg, Herrngasse 11 in 96450 Coburg, zu präsentieren.
Zur Buchpräsentation sind Sie herzlich eingeladen!
Die Überlieferung des Reichskammergerichts im Umfang von über 77.000 Akten, verteilt auf 48 Archive im In- und Ausland, gehört zu den umfangreichsten und bedeutendsten archivalischen Quellenbeständen der Frühen Neuzeit. Vor allem die im Rahmen der Prozessführung eingereichten Beweismittel bieten anschauliche Einblicke in die Lebenswelt früherer Jahrhunderte. Weil die Gerichtsakten von hohem Wert für die Rechts- und Reichsgeschichte, aber auch die Landes-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sind, startete die Deutsche Forschungsgemeinschaft gegen Ende der 1970er Jahre das Langzeitprojekt „Inventarisierung der Akten des Reichskammergerichts“: Im Wesentlichen wird dabei der Inhalt jedes Prozesses nach einheitlichen Vorgaben kurz beschrieben sowie über Register erschlossen. Dieses Projekt ist abgeschlossen, wenn auch noch nicht alle Inventare vollständig im Druck vorliegen. Wichtige Erträge liefert zudem die Erschließung der überwiegend im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien liegenden Akten des Reichshofrats.
Der Inventarband für das Staatsarchiv Coburg umfasst 76 Reichskammergerichtsakten. Die meisten Coburger Prozesse entfallen auf die Regierungszeit von Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564–1633). Die weitere, Bayern in seinen heutigen Grenzen betreffende Reichskammergerichtsüberlieferung, liegt vollständig im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München.
Anlauf- und Kontaktstellen für Forschungen zur Gerichtsbarkeit auf Reichsebene im Zeitraum von 1500 bis 1800 sind die Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung und die angeschlossene Forschungsstelle in Wetzlar sowie das Netzwerk Reichsgerichtsbarkeit.
Für Ihre Berichterstattung oder eine Rezension erhalten Sie gerne einen Inventarband kostenfrei.
Manfred Hörner (Bearb.), [Geleitwort von Bernhard Grau; Einleitung von Alexander Wolz und Manfred Hörner], Staatsarchiv Coburg. Reichskammergericht (Bayerische Archivinventare 60), München 2023 (ISBN 978-3-910837-00-3), XIX und 182 Seiten; Buchhandelspreis 17,00 Euro
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Der Inventarband ist im Buchhandel erhältlich.
Erstellt am 26.9.2024