Mit der Archivierung kriminalistischer Fachdaten von historischer Bedeutung erreichen die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns und das Bayerische Landeskriminalamt einen Meilenstein im Bereich der digitalen Archivierung. Erstmals übernehmen die Staatlichen Archive Bayerns digitale Daten aus einem Ermittlungsverfahren der Bayerischen Polizei.
Die Übernahme markiert den Beginn einer neuen Ära in der archivischen Dokumentation der Bayerischen Polizei.
Der Startschuss für diese wegweisende Zusammenarbeit zwischen den Staatlichen Archiven Bayerns und dem Bayerischen Landeskriminalamt unterstreicht die zunehmende Bedeutung digitaler Unterlagen für die historische Überlieferungsbildung des Freistaates Bayern. Durch einen engen Austausch und eine effektive Koordination konnten die technischen und organisatorischen Herausforderungen der Archivierung von Daten aus dem Fachverfahren gemeistert werden. Die übernommenen Daten geben Einblick in die moderne Ermittlungsarbeit. Sie werden im Digitalen Archiv der Staatlichen Archive Bayerns dauerhaft authentisch und verfügbar verwahrt. Sie ergänzen die bereits archivierten aussagekräftigen und viel genutzten Unterlagen aus der Geschichte der Polizeiarbeit in Bayern.
Die Daten stammen aus einem sog. Fallbearbeitungssystem – dieses System unterstützt die Ermittlerinnen und Ermittler dabei, die heutige Informationsdichte in einer IT-Anwendung zusammenzuführen. So können alle Informationen, die für die Fallaufklärung relevant sein könnten, miteinander verknüpft werden und dazu beitragen, unerkannte Querverbindungen zu identifizieren und beispielsweise neue Ermittlungsansätze aufzuzeigen.
Die Daten wurden über einen speziellen und sicheren Zugang in das Digitale Archiv der Staatlichen Archive Bayerns übernommen.
Bei dem Ermittlungsverfahren handelt es sich um einen Fall der Kriminalinspektion Straubing mit der Bezeichnung „EG Schwarzenberg“. Die Ermittler mussten folgenden Fall aufklären:
Am 25. November 2018 wurde im tschechischen Nová Pec eine unbekleidete, im Mund geknebelte, männliche Leiche in einem Waldstück am Schwarzenberger Kanal aufgefunden.
Über die tschechische Pathologie konnte anhand der Nummerierung einer Hüftprothese über eine Anfrage in England festgestellt werden, dass es sich bei der Leiche um einen 69-jährigen verheirateten Mann aus Laberweinting handelte. Der Wohnsitz des Getöteten und seiner Ehefrau lag im Zuständigkeitsbereich der KPI Straubing, die Ermittlungen konzentrierten sich auf diesen Bereich. Relativ zügig fiel der Tatverdacht auf die zur Tatzeit 60-jährige Ehefrau.Dieser erhärtete sich insbesondere durch das Obduktionsergebnis und die Auswertung umfangreicher digitaler Spuren.
Aufgrund der Ermittlungsergebnisse konnte gegen die Tatverdächtige ein Haftbefehl erwirkt werden, sie wurde am 12. Februar 2019 am Wohnanwesen verhaftet, das Anwesen durchsucht. Die Verdächtige legte in der anschließenden polizeilichen Vernehmung ein Teilgeständnis ab. Sie gab an, unter Anwendung von Notwehr ohne fremdes Zutun alleine ihren Ehemann mittels einer Garotte am 23. November 2018 erdrosselt zu haben. Die Leiche brachte sie anschließend mit ihrem Pkw nach Tschechien. Das Landgericht Regensburg verurteilte die Täterin wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren.
Pressestimme in der Süddeutschen Zeitung.
Abbildungen:
2. Pressetermin Archivierung von digitalen Fachdaten der Bayerischen Polizei am 16.5.2024, v.l.n.r.: Guido Limmer (Vizepräsident Polizeipräsidium Schwaben Süd/West), Dr. Michael Unger (Generaldirektion der Staatlichen Archive), Annette Haberl (Leiterin der Kriminalpolizeiinspektion Straubing), Wolfgang Kilger (Kriminalpolizeiinspektion Straubing), Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv [JPG-Datei].
3. Magazinführung von Christine Kofer (Bayerisches Hauptstaatsarchiv) mit Katrin Günzel und Ludwig Waldinger (Pressesprecher des Bayerischen Landeskriminalamt), Foto: Generaldirektion der Staatlichen Archive [JPG-Datei].
Erstellt, am 16.5.2024, geändert am 17.5.2024