Reichsritterschaft, Adel und Patriziat
Der Ritterort Franken und seine Untergliederungen (Kantone) verfügten im 18. Jahrhundert über Behörden mit regulärer Aktenführung. Von diesen ist das Schriftgut des Kantons Altmühl in das Staatsarchiv gelangt (Reichsritterschaft, Abgabe der Regierung von Mittelfranken 1908; 2339 AE, davon 11 Urkunden, 36,4 lfm, Ende 15. Jh .–1801).
Schriftgut des Adels selbst gelangte in das Staatsarchiv, weil Adelsbesitz (Rittergüter) zeitweilig oder dauerhaft unter landesherrliche Verwaltung geriet. Hinzu kommen diejenigen Bestände, die bei Heimfall von Lehenkomplexen oder bei Ankauf von Rittergütern in das Archiv bzw. in die Registraturen der Territorialherren eingegliedert wurden und sich dort als eigene Verwaltungseinheiten erhalten haben.
Der Zustrom von Schriftgut des Adels nach Aufhebung der gutsherrlichen Gerichtsbarkeit war bei den Landgerichten (älterer Ordnung) im Bereich des Appellationsgerichts Ansbach gering (v. a. Grundakten und Briefprotokollserien). Dieses Schriftgut wurde aus der Abgabegemeinschaft bei der Überlieferung der Amtsgerichte (s. Ziff. II 2) herausgelöst und in einem Auffangbestand ("Adel Archivalien") verzeichnet. Während die Urkundenüberlieferung in der Regel bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückreicht und urbarielle Quellen seit dem ausgehenden 15. bzw. in dichterer Folge seit Mitte des 16. Jahrhunderts verfügbar werden, reicht die Akten- und Rechnungsüberlieferung selten in die Zeit vor dem 30jährigen Krieg. Wegen herausgehobener Funktionen der Gutsinhaber oder von Familienbeziehungen kommt diesen Archiven neben landesgeschichtlicher in der Regel auch überregionale bzw. reichsgeschichtliche Bedeutung zu.
Dies gilt insbesondere für die Herrschaft Pappenheim (6479 Urkunden, ca. 8500 Akten und Rechnungen, 135 Bände, 465,6 lfm; dabei auch: Reichserbmarschallamt, 1960 AE, 30,5 lfm, Nachlass Haupt Graf zu Pappenheim, 117 AE, 1 lfm), für die Archive der Familienstiftung der Grafen und Freiherren von Crailsheim (Depot; „Zentralarchiv“ mit Herrschaft Rügland sowie Herrschaften Altenschönbach, Fröhstockheim, Hornberg, Morstein, Neuhaus und Sommersdorf; Umfang: ca. 1660 Urkunden, ca. 18.800 Akten, Bände und Rechnungen, 439,6 lfm), die Überlieferung der Fürsten von Wrede (Depot; Gutsarchiv des 19./20. Jahrhunderts sowie Vorgängerarchivalien, v.a. der Landkommende Ellingen des Deutschen Ordens) sowie die Herrschaften Neuendettelsau (Freiherren von Eyb, Depot; 49 Urkunden von 1451 bis 1859, 1533 AE, 544 Rechnungen, 21 lfm), Rammersdorf (Freiherren von Eyb, Depot; ca. 500 Urkunden von 1365 bis 1903, 77 Bände, 2204 AE, 54 lfm), Obersteinbach (Freiherren von Künßberg; 415 AE, 8,4 lfm), Sugenheim (Grafen von Seckendorff; vgl. Ziff. III 9; 3863 AE, davon 550 Urkunden, 130,4 lfm), Syburg (Freiherren Schenk von Geyern; 568 Urkunden, 3952 Akten und Bände, 117,7 lfm) und das über die Regierung von Mittelfranken an das Staatsarchiv gelangte Wilhermsdorf (170 Urkunden, 1378 Akten und Bände, 32,3 lfm).
Eine Sonderstellung nimmt die "Herrschaft Schwarzenberg" ein, deren Archiv nach Verlagerung im Jahr 1944 von Scheinfeld nach Böhmen bzw. in die Zweigstellen Ceský Krumlov (Krumau) und Orlik (Worlik) des Staatsarchivs Trebon (Wittingau) im Jahr 2011 in das Staatsarchiv Nürnberg als Depot der Bundesrepublik Deutschland gelangt ist. Die 1670 in den Reichsfürstenstand erhobene Familie errang mit Schwarzenberg (über Scheinfeld) und Hohenlandsberg im Steigerwald eine wichtige Herrschaftsposition in Franken, die sie durch Erbanfälle und Zukäufe weiter verdichten konnte. Durch Heirat gelangte Murau in der Steiermark (dort heute das Fürstlich-Schwarzenbergische Zentralarchiv) im 17. Jahrhundert in Familienbesitz; in der Folgezeit verlagerte sich der Familien- und Besitzschwerpunkt nach Wien, in die Steiermark und nach Böhmen. Im ehemaligen Schlossarchiv Schwarzenberg findet sich die Überlieferung der lokalen Verwaltungen in Franken. Hinzuweisen ist besonders auf die Serie der Kopialbücher, darunter das der Kartause Astheim (LK Kitzingen, UFr.), auf die seit 1434 erhaltenen Urbare der Herrschaft Schwarzenberg und ihrer Ämter sowie auf die in das 16. Jh. zurückreichenden Ämterrechnungen. Der Gesamtumfang beläuft sich auf ca. 800 lfm, darunter 3.500 Urkunden von 1336 bis 1899 und etwa 1.800 Amtsbücher (Gerichtsprotokolle, Salbücher, Steuerbücher, Kopialbücher). Die etwa 20.000 Rechnungen erstrecken sich auf viele Ämter (Scheinfeld, Marktbreit, Erlach, Burggrub, Dornheim, Geiselwind, Hohnberg, Krassolzheim, Nordheim, Schnodsenbach, Seinsheim, Unterlaimbach, Weigenheim, Kirchschönbach, Dornheim, Gnotzheim, Bullenheim, Hüttenheim, Michelbach, Seehaus, Wässerndorf), was auch für die ca. 30.000 Akten gilt, deren Erschließung in vollem Gange ist. Mehrere Registraturen gehen auf Zentralbehörden wie Domanialkanzlei, Bauamt (158 AE und ca. 150 Pläne, 1828-1889), Forstamt, Stiftungsadministration sowie auf später erworbene Rittergüter Schnodsenbach und Burgambach (1584 AE, 1517-1788) zurück. Von weiter entlegenen Besitzungen sind zumindest Registratursplitter vorhanden wie z.B. vom schwäbischen Rentamt Illereichen. Aus staatlichem Besitz (über die abgebenden bayerischen Amtsgerichte) stammen Akten des fürstlich-schwarzenbergischen Herrschaftsgerichts Marktbreit, die im Zuge der Beständebereinigung 2013 vom Staatsarchiv Würzburg an das Staatsarchiv Nürnberg abgegeben wurden.
Es liegen außerdem Mikrofilme der Überlieferung der Freiherren von Seckendorff, Blaues Schloss Obernzenn (die Originale befinden sich in Obernzenn) und des im Jahr 2012 vom Staatsarchiv Nürnberg erschlossenen Archivs Dennenlohe (die Originale in Dennenlohe im Besitz der Freiherren von Süßkind) vor.
Zur Überlieferung patrizischer und adeliger Nürnberger Familien gehören: von Furtenbach zu Reichenschwand (31 Urkunden, 841 Akten, 16,5 lfm), Freiherren von Geuder gen. Rabensteiner, Heroldsberg (468 Urkunden, 3591 AE, 45 lfm), Lochner von Hüttenbach (581 AE, davon 219 Urkunden), Freiherren von Muffel zu Eckenhaid und Eschenau (484 AE, 6,6 lfm), von Murr-von Schlumbach (48 AE, 1 lfm) und Freiherren von Stromer zu Reichenbach (Depot; 735 Urkunden, 2985 Akten, 151 Bände und 994 Rechnungen, 65 lfm). Das Schlossarchiv Vorra umfasst Urkunden, Akten und Bände (908 AE, 14,5 lfm). Weitere Überlieferung im Stadtarchiv Nürnberg und im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg.