Zur Geschichte des Staatsarchivs im 19. und 20. Jahrhundert
Die für das Staatsarchiv Bamberg wichtigsten Überlieferungsbildner sind für die Zeit vor 1803 bzw. 1810 die im heutigen Oberfranken beheimateten großen Reichsstände (Hochstift Bamberg, Markgraftum Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), die reichsunmittelbare Reichsritterschaft (Kantone Gebirg und Steigerwald) und der Fränkische Kreis, für das 19. und 20. Jahrhundert die bayerischen Staatsbehörden sowie Reichs- und Bundesbehörden der mittleren und unteren Verwaltungsebene. Das Archiv des an Bayern gelangten ehemaligen Hochstifts Bamberg in der Neuen Residenz wurde 1812 dem kgl. Allgemeinen Reichsarchiv in München als Außenarchiv unterstellt. Nach Abtretung des vormals preußischen Fürstentums Bayreuth durch Frankreich an Bayern gelangten zwischen 1813 und 1818 das Bayreuther und das Plassenburger Archiv nach Bamberg, wo sie neben der bischöflichen Geheimregistratur im aufgehobenen Karmelitenkloster gelagert wurden. In der Folgezeit wurden diese Archivkörper mit dem Archiv in der Neuen Residenz vereinigt. Es wurde 1852 in kgl. Archivkonservatorium umbenannt, 1875 in kgl. Kreisarchiv Bamberg; seit 1921 trägt es den Namen Staatsarchiv Bamberg.
Die im 19. Jahrhundert an das Allgemeine Reichsarchiv (jetzt: Bayerisches Hauptstaatsarchiv) in München extrahierten Urkunden vor 1401 wurden 1993 nach Bamberg zurückgegeben.
Bei den markgräflichen Archiven hinterließen Extraditionen, die seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an Ansbach, nach dem Anfall beider Fürstentümer an Preußen 1792 und insbesondere als Folge des Krieges von 1866 vorgenommen wurden, merkliche Spuren; die nach dem Prager Frieden 1867 an Preußen abgegebenen Haus- und Familiensachen liegen, soweit erhalten, jetzt im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem (früher in der Abteilung Merseburg des Zentralen Staatsarchivs der DDR).
Die neubarocken Archivgebäude an der Hain- und Sodenstraße - ein dreiflügeliges schlossartiges Magazingebäude und das durch einen Zwischengang angebundene Verwaltungsgebäude - wurden in den Jahren 1902-1905 nach Entwürfen der Obersten Baubehörde in München ausgeführt (Oberbaurat Eduard Reuter, unter zeitweiliger Mitarbeit des Münchener Architekten Julius Beeckmann). Das Magazin wurde nach dem sogenannten Kabinettsystem konzipiert. Als Vorbilder für die repräsentative Außengestaltung dienten u.a. Schlossbauten Balthasar Neumanns. Über dem Giebel der ursprünglich als Schaufassade gegen das damals noch unverbaute Haingebiet errichteten Südfront an der Sodenstraße wurden vier monumentale Figuren aus dem Atelier von Anton Hess in München angebracht; dargestellt sind neben Balthasar Neumann Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, Markgraf Friedrich von Brandenburg-Kulmbach und Eugen Montag, der letzte Abt des Klosters Ebrach. Die letzteren drei Plastiken stehen bzw. standen repräsentativ für herausragende historische Fonds; die Ebracher Bestände wurden im Zuge der Beständebereinigung 1978 an das Staatsarchiv Würzburg abgegeben.
Die Archivgebäude wurden 1959/61 durch einen Magazinneubau an der Sodenstraße erweitert. In den Jahren 1992/93 wurde unter der Leitung des Landbauamts Bamberg der Benützerbereich neu eingerichtet, danach der Verwaltungs- und Personaltrakt bis 2002 schrittweise saniert. Bestände von insgesamt knapp 6.130 lfm mussten seit 1997 aus Raumnot in das Staatsarchiv Coburg (Grundbücher, Akten der Rent- und Finanzämter, Spruchkammerakten, Akten des Versorgungsamts Bayreuth) und in ein Außenmagazin in Debring (Baugenehmigungsakten der Landratsämter, Vormundschafts- und Nachlassakten der Amtsgerichte, Akten der Baubehörden, Wasserwirtschaftsämter, Flurbereinigungsdirektion Bamberg, Forstämter etc.) ausgelagert werden.