Selekte und Sammlungen
Im umfangreichen Bestand der Briefprotokolle fanden die teilweise bis in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Brief-, Verhörs- und anderen Protokolle der Landrichterämter, Pflegämter, Kastenämter, Klöster (bis 1802), Städte und Märkte (bis 1808), Hofmarken und Landsässereien (mit Einschluss der Herrschafts- und Patrimonialgerichte bis 1848) sowie Landgerichte älterer Ordnung (bis 1862) Aufnahme (ca. 21.500 Bde., 750 lfm, 1526–1862). Der nach Amtsgerichtsbezirken und innerhalb derselben nach Provenienzen gegliederte Bestand ist einer der am meisten benützten Bestände des Staatsarchivs. Weitere Selektbestände bilden die Staatseigenen Urkunden (2600 Urk. ab 14. Jh.), die Standbücher (Amtsbücher unterschiedlichen Inhalts, 750 Bde., 44 lfm, ab 15. Jh.), Lehenbücher (120 Bde., 8 lfm, ab 15. Jh.) und der Bestand Oberster Lehenhof (Abgabe des Bayerischen Hauptstaatsarchivs; 1990 Akten und Bde.[38 lfm, ab 14. Jh.] der in den Jahren zwischen 1802 und 1808 aufgehobenen Lehenhöfe und Lehenpropstämter in der heutigen Oberpfalz gelegener Territorien, die bei Errichtung eines Obersten Lehenhofes 1808 in einem kurzlebigen zentralen Lehenarchiv in München zentralisiert worden waren). Die drei letzten Bestände werden sukzessive bereinigt und aufgelöst.
Von den insgesamt 6900 Karten und Plänen verdienen die in der im 19. Jahrhundert als Selekt angelegten Plansammlung zusammengeführten 579 meist aus Akten entnommenen handgezeichneten topographischen Karten des 16. bis 19. Jahrhunderts besondere Erwähnung. Der Bestand enthält auch 242 handgezeichnete topographische Pläne des 16. bis 18. Jahrhunderts der Amberger Regierung, die im 16. Jahrhundert mit der systematischen Sammlung dieser Karten begonnen hat. 1809 mussten diese Pläne an das beim Kgl. Statistisch-topographischen Bureau in München eingerichtete Plankonservatorium abgegeben werden, von wo aus sie über das Archivkonservatorium München 1866 an das Allgemeine Reichsarchiv gelangten. Im Rahmen der gesamtbayerischen Beständebereinigung auf der Grundlage des Provenienzprinzips wurden sie 1988 vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv nach Amberg zurückgegeben. Die Plansammlung enthält weiterhin 35 handgezeichnete Karten und Pläne des Schlossarchivs Fronberg (17./18. Jh.; siehe oben S. 21), 90 handgezeichnete Karten und Pläne des Schlossarchivs Röthenbach (19./20. Jh.; siehe oben) und 395 Forstbetriebskarten und 136 sonstige Karten der Forstdirektion Niederbayern-Oberpfalz (siehe oben S. 33). Handgezeichnete Pläne unterschiedlicher Provenienzen von Gebäuden, technischen Geräten sowie Entwürfe für Altäre, Kanzeln, Wand- und Deckengemälde usw. sind in der so genannten Risse-Sammlung vereinigt (366 Nummern, 17.–20. Jh.). Die Kartensammlung enthält 274 gedruckte Karten des 17. bis 20. Jahrhunderts sowie über 5000 die Oberpfalz betreffende Flur- und topographische Karten des Bayerischen Landesvermessungsamtes.
Die Zeitgeschichtliche Sammlung, die ein breites Spektrum druckschriftenproduzierender Stellen (Staat, Kommunen, Kirche, Parteien, Verbände, Vereine, Wirtschaft) abdecken soll, ist noch weitgehend in die Amtsbücherei des Staatsarchivs integriert, aus welcher sie erst sukzessive herausgelöst werden muss. Gesonderte, von der Bücherei getrennte Sammlungen sind die Druckschriftensammlung mit Drucken des 16. bis 19. Jahrhunderts, eine Sammlung von Sonderbeilagen der Zeitungen zu besonderen Anlässen (Jubiläen, Festveranstaltungen usw.), eine umfangreiche Festschriftensammlung (Festschriften von Vereinen, Kirchen, Parteien, Verbänden, staatlichen und kommunalen Institutionen usw.), eine Plakatsammlung, zwei kleine Sammlungen von Handschriftenfragmenten (12.–15. Jh.) und Bildern (16.–20. Jh.) sowie je eine Sammlung von Kopien und Kleinbildfilmen von Archivalien fremder Archive.
Die Manuskriptensammlung enthält zahlreiche Manuskripte von unveröffentlichten Arbeiten zu regional- und lokalgeschichtlichen Themen, u.a. der bayerischen Staatsarchivare Ulrich von Birzele und Otto Rieder sowie der Heimatforscher Georg Blößner, Johann Brunner, Anton Dollacker, Joseph Dollacker, Joseph Rudolf Schuegraf und Illuminatus Wagner. Im Bestand Nachlässe verdient ein schmales Konvolut von Korrespondenzen und Schriftstücken des bayerischen Ministers Karl von Abel Erwähnung (7 AE), das zusammen mit einigen Büchern im Jahre 1975 dem Staatsarchiv übergeben wurde. Verwahrt werden auch die wissenschaftlichen Nachlässe des frühen Erforschers des Neumarkter Schultheißenamtes Johann Nepomuk von Löwenthal, des letzten Ensdorfer Stiftsarchivars und späteren Archivars im Münchener Allgemeinen Reichsarchiv Joseph Moritz und der wissenschaftlich-publizistische Nachlass des langjährigen (1962–1981) oberpfälzischen Regierungspräsidenten Prof. Dr. Ernst Emmerig (69 AE, 2,6 lfm). Auch der Nachlass des langjährigen Vorstandes des Staatsarchivs Amberg Heribert Sturm konnte erworben werden.