Ritterschaft, Adel
Die Reichsritterschaft Landes zu Franken und ihre Untergliederungen, die Kantone, ursprünglich lose Personenverbände, verfestigten sich gegen Ende des Alten Reiches zu Institutionen, die Behörden mit regulärer Aktenführung bildeten. Von diesen ist das Schriftgut der Kantone Gebirg und Steigerwald in das Staatsarchiv gelangt, jenes des Kantons Baunach wurde vor Kurzem an das Staatsarchiv Würzburg abgegeben. Die Akten reichen nur zum geringsten Teil in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zurück, gewinnen aber durch die intensiven Beziehungen zu den Ritterschaften im Elsass, in Schwaben und am Rhein überörtliche Bedeutung. Die Bestände der Kantone sind jeweils aufgeteilt in die eigentlichen Verwaltungsakten, die Organisationsfragen, Rechtsstellung und Vermögen der Ritterschaft, Steuern, Militärwesen etc. betreffen, sowie in die Akten über die einzelnen Adelsfamilien des Kantons, die vor allem Rechtsstreitigkeiten und finanzielle Auseinandersetzungen zum Inhalt haben und vielfach reichhaltiges Material über adlige Genealogien im 17. und 18. Jahrhundert bieten.
Archivgut des Adels ist u.a. dadurch in das Staatsarchiv gelangt, dass Adelsbesitz, meistens Rittergüter, in Konkursfällen oder bei Vormundschaften für kürzere oder längere Fristen unter die Verwaltung landesherrlicher Behörden geriet. Hinzu kommen diejenigen Bestände adeliger Herkunft, die nach dem Heimfall von Lehenskomplexen oder dem Ankauf von Rittergütern in die Archive der Territorialherren eingegliedert wurden. Hierbei handelt es sich durchwegs um Bestände geringen Umfangs, bei denen die Typen der Rechnung und des Urbars dominieren (derzeit in den Selekten Ritterschaftliche Rechnungen, Ritterschaftliche Standbücher).
Ein großer Zustrom von Schriftgut des Adels erfolgte im Anschluss an die Aufhebung der gutsherrlichen Gerichtsbarkeit im Jahr 1848. Über die damals zuständigen Landgerichte älterer Ordnung, dann die Amtsgerichte, kamen in verhältnismäßig großem Umfang Gerichtsakten und -protokolle der Patrimonial- und Herrschaftsgerichte in das Staatsarchiv.
Die meisten Adelsarchive wurden jedoch durch Schenkung oder Hinterlegung erworben. Überregionale Bedeutung hat insbesondere das Archiv der Freiherren Marschalk von Ostheim, weil es über die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichende Schriftgutüberlieferung verschiedener Rittergutskomplexe hinaus das Ergebnis der Sammlungstätigkeit des Emil Frhr. Marschalk von Ostheim († 1903) enthält, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts historisches Schriftgut in großem Stil angekauft hat. Ihm verdankt das Staatsarchiv Bamberg Quellenmaterial, das vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert und von der Pfalz bis Thüringen reicht. Weiterhin gehört zu diesem Bestand eine reichhaltige Sammlung gebundener Bamberger Lokalzeitungen des 19. Jahrhunderts und eine kleine Münzsammlung.
In anderer Weise bedeutsam ist das Archiv der Freiherren vom Stein zum Altenstein, in dem sich - wiederum neben einer breiten Quellenüberlieferung verschiedener Rittergüter - der Großteil des Nachlasses des preußischen Ministers Karl Sigmund Frhr. vom Stein zum Altenstein († 1840) befindet, eine Fundgrube für Forschungen zur Kirchen-, Universitäts- und Geistesgeschichte des Vormärz. Gut benützbar sind die Familienarchive der Freiherren von Dobeneck, von Gebsattel sowie der Grafen von Seefried zu Buttenheim, des Weiteren zahlreiche Gutsarchive wie u.a. jene zu Schney (Grafen Brockdorff), Küps (Redwitz), Röthenbach (Schirnding) und Wiesenthau (Wiesenthau). Durch die Ankäufe des Herrschaftsarchivs der Grafen von Giech zu Thurnau und der Archive der Freiherren von Künßberg zu Wernstein sowie der Freiherren von Würtzburg zu Mitwitz in den letzten zehn Jahren konnte der Freistaat Bayern wichtige Unterlagen für zukünftige Forschungen sichern. Mit Ausnahme des Mitwitzer Archivs ist deren Benützung derzeit allerdings wegen zum Teil fehlender Findmittel nur bedingt möglich. Dies gilt übrigens auch für die zuletzt im Staatsarchiv deponierten Archive der Freiherren von Rotenhan auf Rentweinsdorf und der Freiherren von Guttenberg zu Guttenberg mit dem - allerdings gut erschlossenen - Nachlass des 1972 gestorbenen Politikers Karl Theodor Frhr. von und zu Guttenberg.
Der Gesamtumfang der ritterschaftlichen und adeligen Bestände beläuft sich auf ca. 2.500 lfm.