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BayHStA, Hochstiftsliteralien Freising 3a fol. 4r
Kommentar
BayHStA, Hochstiftsliteralien Freising 3a fol. 4r
Seite aus dem Inhaltsverzeichnis des Cozroh-Codex, 744-848 (vermutlich Freising)

Archivaliengattung: Amtsbuch
Schwierigkeitsgrad: leicht
Das älteste Traditionsbuch des Hochstifts Freising, nach seinem Schreiber auch Cozroh-Codex genannt, gilt vielen Historikern als die wichtigste bayerische Geschichtsquelle des frühen Mittelalters überhaupt. Der Presbyter und Kanzlist Cozroh hat in den 820er Jahren damit begonnen, die bisherigen Herrscherurkunden für die Freisinger Bischofskirche abzuschreiben. Gleichzeitig hat er die Besitzgeschichte des Bistums ab dem Jahr 744 geordnet und dokumentiert, indem er die einzelnen Übereignungen (lat. traditio(Textzitat), daher der Begriff Traditionsbuch) von Gütern, Personen und nutzbaren Rechten an das Bistum zusammenschrieb. Diese in einer weitgehend schriftlosen Zeit sehr knapp abgefassten sogenannten Traditionsnotizen geben Historikern Einblick in das Netz adeliger Herrschaft im agilolfingischen und karolingischen Südbayern. Sehr viele Orte des Isarraums sind darin auch zum ersten Mal historisch fassbar.

Mit Traditionsbüchern sicherten sich Bistümer und Klöster ihre Besitztümer im Umland, pflegten die geistliche memoria(Textzitat) der Stifter und vergewisserten sich der Geschichte ihrer Gemeinschaft. Der Quellentyp ist eine bayerisch-österreichische Besonderheit, von einigen Beispielen aus dem schwäbischen und dem fränkischen Raum abgesehen haben sich Traditionsbücher sonst nirgendwo überliefert. Auch quellenkundlich sind sie von größter Bedeutung: Nach ihrem Vorbild entwickelten die Klöster seit dem Hochmittelalter ein von differenzierter Schriftlichkeit getragenes Amtsbuchwesen.

Hier zu sehen ist ein Teil des Inhaltsverzeichnisses, mit dem Cozroh die vielen Einzelnotizen für die Benützung erschlossen hat. Genannt sind meistens die Namen der Stifter und die Orte der übereigneten Güter. Bei der verwendeten Schrift handelt es sich um eine karolingische Minuskel. Die Überschrift sowie die am Zeilenanfang stehenden römischen Ziffern wurden in roter Tinte geschrieben. Als Auszeichnungsschrift steht hier die Unziale, die repräsentative Majuskelbuchschrift der christlichen Spätantike und des Frühmittelalters. Jüngere Bleistiftnotizen dokumentieren bereits die spätere Nutzung des Archivales als historisches Rechercheinstrument.
Entzifferung

(Absatz Beginn)
    (unbekannter Schreiber 2:) c.1.
    (unbekannter Schreiber 3:) 34
(Cozroh:) [IN]CIP(IUNT) CAP(ITULA) DE TEMPORIBUS             
HEREDIS EP(ISCOP)I                                    
       Ortleip helphindorf (unbekannter Schreiber 4:) 25.a.a) 
       (Cozroh:) hiltiprant truhtheringa (unbekannter Schreiber 4:) 25.b.
       (Cozroh:) peigiri holzhusir(unbekannter Schreiber 4:) 26.b.
       (Cozroh:) Rihperht ilmina. heiminhusir perahah
       (Cozroh:) furihulze kysinpah.(unbekannter Schreiber 4:) 28.a.
10        (Cozroh:) Vuago scrót ad isna ad tegarinpah
11        ad ph(et)arah (et) ad silua (unbekannter Schreiber 4:) 29.a.
12 (Cozroh:) [VI]b) Sundarheri ad uualdiu (et) ad isna (unbekannter Schreiber 4:) 30.a
13 (Cozroh:) [VII]c) Rihpald. sliuuesheim (et) teitinhusir (unbekannter Schreiber 4:) 31.
14 (Cozroh:) [VIII]d) Oadalker p(res)b(yter) ad poahe (et) ad clana
15 VIIII uurmhart ad róta
16 X vualtherie) (et) uxor ei(us) ad auinpah
17 XI Tarchnatus p(res)b(yter) suuindahun
18 XII Hroadsuuind ad aruzzapah (et)
19        meginolt de incinmós
20 XIII onolf. róragmussea
21 XIIII uurmhart Iterata ad róta
22 XV Helmker munninpah.
23 XVI undeo. cundhart. chrakinachra.
24 XVII Hitto patinprunnin
25 XVIII fater prisinga. salomon p(res)b(yter) aitarpah
26 XVIIII Tóto ad holze
27 XX Kerolt p(res)b(yter) (et) f(rate)r ei(us) lantfrid ad uuirmaf) 
28 XXI Helmuni prama. (Absatz Ende)

          
    a) Die Angaben der arabischen Zahlen samt Buchstaben stellen moderne Archivarsvermerke dar.
    b) Sehr blasse Nummerierung zu erkennen.
    c) Sehr blasse Nummerierung zu erkennen.
    d) Sehr blasse Nummerierung zu erkennen.
    e) Vermutlich Tilgung unter den Buchstaben lth(Textzitat).
    f) Schriftbild in der rechten Hälfte der Zeile von älterer Restaurierung (Übervliesen) beeinträchtigt.