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BayHStA, Kultusministerium (MK) 73648
Kommentar
BayHStA, Kultusministerium (MK) 73648
Brief an den Ministerpräsidenten mit einer Beschwerde wegen zu schnellen Sprechens der Nachrichtensprecher im Rundfunk, 1967 März 8 (Ansbach)

Archivaliengattung: Akt
Schwierigkeitsgrad: leicht
Schreiberhände:
  • Stempel der Bayerischen Staatskanzlei, Büro des Ministerpräsidenten mit handschriftlichen Eintragungen (S1)
  • Hans Grisshammer (S2)
Der Brief, in dem sich ein Pfarrer im Ruhestand an den Ministerpräsidenten Alfons Goppel mit der Bitte wendet, etwas gegen das zu schnelle Sprechen im Rundfunk zu veranlassen, entstammt einem Akt des Ministeriums für Unterricht und Kultus, das Programm des Bayerischen Rundfunks betreffend. Er wurde dem Ministerpräsident allerdings nicht vorgelegt, wie dem Bearbeitungsstempel am unteren Blattrand zu entnehmen ist

Obwohl die Kurrentschrift seit den 1940er Jahren nicht mehr als Schulausgangsschrift gelehrt wurde, wurde sie, gerade von älteren Personen, auch noch in späterer Zeit verwendet. Auch der Brief Grisshammers ist sehr sorgfältig in Kurrent geschrieben, nur für bestimmte Partien (Datierung, Anrede, Betreffzeile und Namen) verwendet der Aussteller Normalschrift.
Seine Kurrent weist relativ kurze Ober- und Unterlängen auf, ein offenes a(Textzitat) ohne Ringel, das von o(Textzitat), aber auch n(Textzitat) nicht immer deutlich zu unterscheiden ist und bei gedrängter Schreibweise auch dem e(Textzitat) ähnelt (vgl. Z. 28: Heruntersagen(Textzitat)). Anstelle von ß(Textzitat) setzt er in der Normalschrift ein nicht-ligiertes ss(Textzitat) mit doppelt verschleiften langem und anschließendem runden s(Textzitat) (Z. 7: Hospitalstrasse(Textzitat), Z. 32: Grisshammer(Textzitat), vgl. im Gegensatz dazu das Kurrent-ß(Textzitat) z.B. in Z. 17: daß(Textzitat)).
Der Eingangs- und der Bearbeitungsstempel in Antiqua-Druckschrift sind teilweise sehr blass, einzelne Teile sind nicht mehr zu erkennen.
Entzifferung

(Absatz Beginn)
(Stempel der Bayerischen Staatskanzlei, Büro des Ministerpräsidenten mit handschriftlichen Eintragungen:) Bayer(ische) Staatskanzlei
– Ministerpräsident –
Eing(ang) 9.3.67
N(umme)r M(inister)P(räsident)(getilgt) A II-0122-281 A II
Beil(agen):
(Hans Grisshammer:) 88 Ansbach, den 8. März 1967
Hospitalstrasse 2.
Hochverehrter Herr Ministerpräsident!
Betreff: Langsames und deutliches Sprechen der Nachrichtensendungen im 
10 Rundfunk
(Wechsel des Schriftsystems)
11 Noch nie habe ich mich in meinem langen Leben (80 Jahre) an eine so hochgestellte 
12 Persönlichkeit wie an den Herrn Ministerpräsidenten in Bayern(Wechsel des Schriftsystems) brieflich gewandt. Es
13 handelt sich um das überaus eilige Sprechen der Nachrichten im Bayerischen Rund-
14 funk. Schon wiederholt habe ich mich an die Herren im Bayerischen Rundfunk 
15 mit der höflichen Bitte um Verlangsamung und Verdeutlichung der Nachrichten 
16 im Bayerischen Rundfunk gewandt. Oft fliegen sehr wichtige Nachrichten an
17 dem Hörer vorüber, ohne daß er imstande wäre, diese Nachrichten aufzufassen.
18 Schon mehrmals habe ich mich an die Herren im Rundfunk gewandt mit der 
19 Bitte, diesem Notstand abzuhelfen. Dabei habe ich darauf hingewiesen, daß eine
20 geringe Verkürzung der oft schrecklichen Musik niemand bedauern kön(n)te.
21 Einige Male habe ich höfliche und verständnisvolle Antworten erhalten. Aber
22 leider erfolgte keine Abstellung des beklagten Notstandes. Zuletzt habe ich 
23 mich an den Programdirektor von Cube(Wechsel des Schriftsystems) gewandt, ohne eine Nachricht
24 zu erhalten.
25 Nun habe ich mir gedacht, Sie, hochverehrter Herr Ministerpräsident, besäßen
26 die Macht, dem beklagten Notstand durch ein energisches Eingreifen abzuhelfen.
27 Ohne Zweifel verliert das sehr kostspielige Instrument des Rundfunks sehr
28 an Wert durch das übereilte Heruntersagen der Nachrichten. Auch die Sonntags-
29 andachten leiden oft an übereiltem Vortrag.
30 Mit mir wären gewiß Hunderttausende beglückt durch Abstellung des beklagten 
31 Notstandes. Meinen verbindlichsten Dank für gütige Hilfe!
32 Ihr sehr ergebener Hans Grisshammer(Wechsel des Schriftsystems), Pfarrer im Ruhestand.

(Stempel der Bayerischen Staatskanzlei, Büro des Ministerpräsidenten mit handschriftlichen Eintragungen:) 33 Erledigung im allg(emeinen) Geschäftsgang
34 M(inister)P(räsident)h[...]a)M(inister)P(räsident) auf dem laufenden halten
35 
36 
nichtvorg(elegt)M(inister)P(räsident) vor Auslauf vorlegenM(inister)P(räsident) Schlußzeichnung

37 DER PERSÖNLICHE REFERENT: i(n) V(ertretung) J(aquet) 9. 3. (Absatz Ende)

          
    a) Stempel an dieser Stelle zu blass, nicht leserlich
Transkription

(Absatz Beginn)
(Stempel der Bayerischen Staatskanzlei, Büro des Ministerpräsidenten mit handschriftlichen Eintragungen:) Bayerische Staatskanzlei
– Ministerpräsident –
Eingang 9.3.[19]67
Nummer a) A II-0122-281 A II
Beilagen:
(Hans Grisshammer:) 88 Ansbach, den 8. März 1967
Hospitalstrasse 2.
Hochverehrter Herr Ministerpräsident!
Betreff: Langsames und deutliches Sprechen der Nachrichtensendungen im 
10 Rundfunk
(Wechsel des Schriftsystems)
11 Noch nie habe ich mich in meinem langen Leben (80 Jahre) an eine so hochgestellte 
12 Persönlichkeit wie an den Herrn Ministerpräsidenten in Bayern(Wechsel des Schriftsystems) brieflich gewandt. Es
13 handelt sich um das überaus eilige Sprechen der Nachrichten im Bayerischen Rund-
14 funk. Schon wiederholt habe ich mich an die Herren im Bayerischen Rundfunk 
15 mit der höflichen Bitte um Verlangsamung und Verdeutlichung der Nachrichten 
16 im Bayerischen Rundfunk gewandt. Oft fliegen sehr wichtige Nachrichten an
17 dem Hörer vorüber, ohne daß er imstande wäre, diese Nachrichten aufzufassen.
18 Schon mehrmals habe ich mich an die Herren im Rundfunk gewandt mit der 
19 Bitte, diesem Notstand abzuhelfen. Dabei habe ich darauf hingewiesen, daß eine
20 geringe Verkürzung der oft schrecklichen Musik niemand bedauert könnte.
21 Einige Male habe ich höfliche und verständnisvolle Antworten erhalten. Aber
22 leider erfolgte keine Abstellung des beklagten Notstandes. Zuletzt habe ich 
23 mich an den Programdirektor von Cube(Wechsel des Schriftsystems) gewandt, ohne eine Nachricht
24 zu erhalten.
25 Nun habe ich mir gedacht, Sie, hochverehrter Herr Ministerpräsident, besäßen
26 die Macht, dem beklagten Notstand durch ein energisches Eingreifen abzuhelfen.
27 Ohne Zweifel verliert das sehr kostspielige Instrument des Rundfunks sehr
28 an Wert durch das übereilte Heruntersagen der Nachrichten. Auch die Sonntags-
29 andachten leiden oft an übereiltem Vortrag.
30 Mit mir wären gewiß Hunderttausende beglückt durch Abstellung des beklagten
31 Notstandes. Meinen verbindlichsten Dank für gütige Hilfe!
32 Ihr sehr ergebener Hans Grisshammer(Wechsel des Schriftsystems), Pfarrer im Ruhestand

(Stempel der Bayerischen Staatskanzlei, Büro des Ministerpräsidenten mit handschriftlichen Eintragungen:) 33 Erledigung im allgemeinen Geschäftsgang
34 Ministerpräsident h[...]a)Ministerpräsident auf dem laufenden halten
35 
36 
nichtvorgelegtMinisterpräsident vor Auslauf vorlegenMinisterpräsident Schlußzeichnung

37 Der persönliche Referent: in Vertretung Jaquet 9. 3. (Absatz Ende)

          
    Referenz 'a)' fehlt in der Transkription oder kommt mehrmals vor! durch Durchstreichen getilgt: MP(Textzitat) (für Ministerpräsident(Textzitat))
    Referenz 'b)' fehlt in der Transkription oder kommt mehrmals vor! Stempel an dieser Stelle zu blass, nicht leserlich