(Absatz Beginn)
1 (Maria Theresia von Armansperg:) verzeihst mir diese Verätherei, nicht wahr, lieber
2 Karl? Es that mir selbst leid, als es geschehen
3 war. Ich bitte Dich, seÿ standhaft und bringe
4 nicht Dich, sie und uns ins Unglück! Jetzt ist es
5 noch Zeit! Ich kann mir recht lebhaft vorstellen,
6 wie wenig glücklich sie sich an Deiner Seite
7 fühlen würde, wenn sie auch mit Dir glücklich
8 lebte, weil auch ich mich nicht für die große
9 Welt gemacht fühle, obwohl Du mich stolz glaubst.
10 Sie hätte zwar nicht nöthig und käme nicht in dem
11 Fall darin zu erscheinen, aber würde sich doch
12 nicht an ihren Platz finden. Jetzt ist ihr Herz
13 noch freÿ, daß glaubte ich zu bemerken, oder
14 wenigst ihre Vernunft noch stark genug,
15 daselbe zu überstimmen. Entferne Dich,
16 dann wird alles vorübergehen und ihr beÿde
17 Gegenstände finden, die euer würdig sind!
//(Seitenumbruch)
18 Was Pauline anbelangt, so glaube ich, daß sie Max trotz seiner
19 Weisheit nicht ganz kennt, wenn er glaubt, daß sie
20 sich in jeden Mann finden kann. Eines theils hat er recht,
21 sie wird äußerlich sich finden, was aber ihr Herz dabeÿ
22 leiden würde, dürfte sehr schmerzlich sein.
23 Auch was das Necken anbelangt hat er sich beÿ Dir
24 verfehlt, und ich finde auch, daß es unangenehm ist, in der
25 Liebe, wenn noch alles im weiten Felde steht, belauscht zu [werden]e)
26 – es schreckt zurück.
27 Pauline wird nie ihren Mann zu beherschen suchen, we[...]
28 Mann ist, daß bin ich überzeugt, ist sie einmal v[...]
29 [...]te entfernt, so wird sie sich von ganzen Herzen [...]
30 [ent]schließen. Sie ist wirklich in ihrer Standhaft[igkeit]
31 zu bewundern, von Kindheit an um dieselbe gele[bt zu] haben
32 und nicht ihre Gesinnungen in Hinsicht des Adelstolzes et cetera et cetera zu theile[n.]
33 f)Der Schluß Deines Briefes, lieber Karl, schmerzte
34 mich sehr. Allein, ich nehme gerne gut gemeinten Rath
35 an und bitte Dich immer, so oft Du eine üble Endteckung
36 an mir machst, sogleich mir darüber zu schreiben. Es
37 giebt so wenig Menschen, welche aufrichtig sind. Ob
38 du recht hast, zweifle ich, denn ich war diese Tage
39 zu gedrängt, und beruteng) sehr, als es zu spät war, nicht
40 mehr darauf bestanden oder bestimmter gebethen zu haben.
41 Sage mir nur immer alles freÿ heraus, ich beschwöre Dich!
42 Wenn ich mich auch auf einer schlechtern Seite kennenlernte,
43 so wäre es zu meinem Nutzen und wäre mir beruhigender zu
44 wißen, was man aus meinen Handlungen schließt und ob ich sie aus
45 diesem Grund beging.
(Absatz Ende)
e) hier und in den folgenden Zeilen wurde das Papier durch das Öffnen des Verschlusssiegels beschädigt
f) durch Durchstreichen getilgt: Deine(Textzitat)
g) gemeint ist vermutlich: bereute(Textzitat)