Kondolenzschreiben, 1799 Oktober 1 (Straubing)
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Der Brief ist von sehr ungeübter Hand in Kurrent geschrieben und enthält viele Besserungen und Schreibfehler, insbesondere fehlende oder überzählige Schäfte im Mittelband. Der Tintenauftrag ist unregelmäßig. Zusätzlich wird die Lesbarkeit durch einen teilweise unklaren Satzbau beeinträchtigt.
Anstelle von „und“ setzt die Schreiberin un(Textzitat), was jedoch nur in Z. 13 deutlich zu erkennen ist, da sie hier einen waagrechten Strich als diakritisches Zeichen über u(Textzitat) verwendet. In der darauffolgenden Zeile ist das diakritische Zeichen bei un(Textzitat) eher als diagonales Strichlein ausgeführt und über das n(Textzitat) versetzt, der Buchstabenbestand aber gut zu erkennen. Meist fehlt jedoch ein Schaft von un(Textzitat) und das diakritische Zeichen ist als Bogen ausgeführt, der ohne Absetzen der Feder in die Oberlänge gezogen wird, sodass es nicht über dem ersten Buchstaben steht und einem d(Textzitat) ähneln kann (z.B. Z. 4, 6, 10). Nur in Z. 34 schreibt sie und(Textzitat) mit d(Textzitat), und nur, weil sie es hier aus mit(Textzitat) bessern musste. Auch bei –ung(Textzitat) am Wortende fehlt regelmäßig ein Schaft (z.B. Z. 6: Notificirung(Textzitat), Z. 15: Regirung(Textzitat)), unterschiedliche Ausprägungen des diakritischen Zeichens über u(Textzitat) sind z.B. auch in Z. 2 (Zu(Textzitat)) oder Z. 8 (Frauen(Textzitat)) im Gegensatz zu Z. 23 (nur(Textzitat)) und Z. 16 (auch(Textzitat)) zu sehen.
An einzelnen Majuskeln bringt die Schreiberin recht unbeholfene Zierelemente an (Z. 11: Messen(Textzitat) und auf der Rückseite in Z. 3: Rothel(Textzitat) und Z. 13: Hochwürden(Textzitat)), eine eindeutige Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben ist dagegen bei a(Textzitat), g(Textzitat), v(Textzitat) und z(Textzitat) nicht immer möglich, letzteres kommt am Wortende auch in einer der humanistischen Kursive entlehnten Form vor (Z. 9: ganz(Textzitat), Rückseite Z. 8: Allerseiz(Textzitat)).
Die Ligaturen von ff(Textzitat) und ft(Textzitat) sind sehr ähnlich gestaltet (vgl. Z. 9: hoffe(Textzitat), Z. 21: dürfte(Textzitat), in Z. 11: bruderschaft(Textzitat) ist der zweite Schaft der Ligatur zu weit in die Unterlänge gezogen), das c(Textzitat) im sch(Textzitat) verschliffen, n(Textzitat) oder en(Textzitat) am Wortende wird gelegentlich gekürzt.
Lateinische Begriffe und Teile des Namens werden in humanistischer Kursive geschrieben, teilweise mit Endungen in Kurrent (Z. 6: Notificirung(Textzitat)). In der Unterschrift auf der Rückseite verwendet die Schreiberin eine ungewöhnliche F(Textzitat)-Form, die wie ein D(Textzitat) aussieht (Rückseite Z. 15: Feurÿ(Textzitat), vgl. deutlicher ausgeführtes F(Textzitat) auf der ersten Seite in Z. 18: Fr(au)(Textzitat)).