Brief des Mainzer Kurfürsten an den Reichsvizekanzler, 1719 März 4
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Der Kurfürst schreibt wenig sorgfältig in Kurrent, der Tintenauftrag ist ungleichmäßig, häufig entstehen durch zu festes Aufdrücken mit der Feder Tintenkleckse und -spritzer. Er macht Fehler und Ausbesserungen, zum Zeilenende hin schreibt er stark gedrängt, so dass die Zeilentrennzeichen aus Platzmangel unter die Zeile gesetzt werden müssen.
Er verwendet kein rundes s(Textzitat), sondern langes s(Textzitat) auch am Wort- und Silbenende. Am Wortende setzt er nie einfaches d(Textzitat), sondern stets ligiertes dt(Textzitat), bei dem das t(Textzitat) ohne Oberlänge und meist nur sehr undeutlich ausgeführt ist (z.B. Z. 7: undt(Textzitat), Z. 16: willbredt(Textzitat)). Daneben sind Ligaturen von ff(Textzitat), pf(Textzitat), sch(Textzitat) mit verschliffenem c(Textzitat), sP(Textzitat) mit P(Textzitat) in Form des Großbuchstaben, st(Textzitat) und tt(Textzitat) festzustellen, sowie tz(Textzitat), das bei gedrängter Schreibweise allerdings nicht immer deutlich vom z(Textzitat), das auch im Wortinneren eine Oberlänge aufweist, zu unterscheiden ist. Eine eindeutige Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben ist bei k(Textzitat), v(Textzitat), w(Textzitat) und z(Textzitat) nicht möglich. Einzelne Ortsnamen und fremdsprachige Ausdrücke sind in humanistischer Kursive geschrieben, die Endungen stehen dabei häufig in Kurrent (S. 1, Z. 7: gratulire(Textzitat)), immer wieder werden Buchstabenformen beider Schriften auch unsystematisch miteinander vermischt (z.B. S. 2, Z. 16: rosmarin(Textzitat), S. 4, Z. 1: Merz(Textzitat)). Oft ist nicht eindeutig auszumachen, in welcher Schriftart ein Wort steht, am deutlichsten zu unterscheiden sind e(Textzitat) und z(Textzitat), bei a(Textzitat) und r(Textzitat) sind die Schäfte auch in der Kurrent nicht immer deutlich gespalten.