Kommentar

StA Würzburg, Schönborn-Archiv, Korrespondenzarchiv Friedrich Karl 21
Brief des Mainzer Kurfürsten an den Reichsvizekanzler, 1719 März 4

Archivaliengattung: Akt

Schwierigkeitsgrad: schwer

Schreiberhände:

(S1)

Gezeigt wird ein Brief des Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn an seinen Neffen, den Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn, in dem er unter anderem von Wölfen und Wilddieben sowie neu erworbenen Birnensorten berichtet.

Der Kurfürst schreibt wenig sorgfältig in Kurrent, der Tintenauftrag ist ungleichmäßig, häufig entstehen durch zu festes Aufdrücken mit der Feder Tintenkleckse und -spritzer. Er macht Fehler und Ausbesserungen, zum Zeilenende hin schreibt er stark gedrängt, so dass die Zeilentrennzeichen aus Platzmangel unter die Zeile gesetzt werden müssen.
Er verwendet kein rundes s, sondern langes s auch am Wort- und Silbenende. Am Wortende setzt er nie einfaches d, sondern stets ligiertes dt, bei dem das t ohne Oberlänge und meist nur sehr undeutlich ausgeführt ist (z.B. Z. 7: undt, Z. 16: willbredt). Daneben sind Ligaturen von ff, pf, sch mit verschliffenem c, sP mit P in Form des Großbuchstaben, st und tt festzustellen, sowie tz, das bei gedrängter Schreibweise allerdings nicht immer deutlich vom z, das auch im Wortinneren eine Oberlänge aufweist, zu unterscheiden ist. Eine eindeutige Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben ist bei k, v, w und z nicht möglich. Einzelne Ortsnamen und fremdsprachige Ausdrücke sind in humanistischer Kursive geschrieben, die Endungen stehen dabei häufig in Kurrent (S. 1, Z. 7: gratulire), immer wieder werden Buchstabenformen beider Schriften auch unsystematisch miteinander vermischt (z.B. S. 2, Z. 16: rosmarin, S. 4, Z. 1: Merz). Oft ist nicht eindeutig auszumachen, in welcher Schriftart ein Wort steht, am deutlichsten zu unterscheiden sind e und z, bei a und r sind die Schäfte auch in der Kurrent nicht immer deutlich gespalten.

gemeint: frantzöscher zunächst zu einem anderen Wort, vermutlich beginnend mit e, angesetzt, dann zu zum gebessert gemeint: kauffen gemeint: kleinen möglicherweise folgt noch ein ebenfalls getilgtes e Lesung des getilgten Wortes unsicher Teil des Wortes durch Tintenklecks unkenntlich getilgtes Wort nicht mehr entzifferbar Lesung des ersten getilgten Wortes unsicher durch Durchstreichen getilgt: schiken gemeint: frantzöscher zunächst zu einem anderen Wort, vermutlich beginnend mit e, angesetzt, dann zu zum gebessert gemeint: kauffen gemeint: kleinen durch Durchstreichen getilgt: plützenbi, möglicherweise noch ein nachfolgendes e durch Durchstreichen getilgt: birne, Lesung des getilgten Wortes allerdings unsicher leztere über der Zeile nachgetragen Teil des Wortes durch Tintenklecks unkenntlich durch Durchstreichen getilgt: werden schleunigen über der Zeile eingefügt die über durch Durchstreichen getilgtes das gesetzt durch Durchstreichen getilgt: nach so gleich als über durch Durchstreichen getilgtes, nicht mehr entzifferbares Wort gesetzt durch Durchstreichen getilgt: wieder vor sich, dabei Lesung des ersten getilgten Wortes unsicher

Entzifferung

(Absatz Beginn)
1 gegen die grase rev(Wechsel des Schriftsystems)ieren zu wenig, undt diesem
2 leichtfärtigen gösindle fast nicht mehr wiederstehen
3 können, Jedoch ist vor wenig Monath einer von diesen
4 zweÿfüssigen wölff todt geschossen worden, woraus
5 dann nicht viel gemacht worden. puncto(Wechsel des Schriftsystems) der
6 gartnererÿ mues ich gestehen das es der h(err) R(eichs)V(ice) Canz(Wechsel des Schriftsystems)-
7 ler weidt gebracht hatt, von den Verlangten pelltz-
8 reÿser werde von all den specific(Wechsel des Schriftsystems)irten arthen die
9 ich allhier habe, schiken(getilgt) wie auch Etliche Zwerg biern
10 len, die ein framtzöscherc) garthner allhier zumd) Ver-
11 kaussene) ein geschlagen hatt, mit nechst abgehendem
12 postwagen auff regensburg(Wechsel des Schriftsystems) abschiken, damit sie
13 desto ehender darundensein können, Mich oblig(Wechsel des Schriftsystems)irt
14 inzwischen der h(err) R(eichs)V(ice) Canz(Wechsel des Schriftsystems)ler wann er Mir in Zeith
15 Vonn seinen mir offer(Wechsel des Schriftsystems)irten pelltz reÿser, als taffert
16 undt rosmarin(Wechsel des Schriftsystems), auch moscovit(Wechsel des Schriftsystems)ische(n) öpfel so dann von
17 den grosen undt keinenf) muschet(Wechsel des Schriftsystems)en, plützenbi(getilgt)g)
18 Jsenbart(Wechsel des Schriftsystems)h undt kaÿsers, birne(getilgt)h) wie auch plützen
19 biern, /: welche leztere ich Jedoch Vor die bon Chrestien(Wechsel des Schriftsystems) deren

20 wier hieraus in der mänge haben :/ hallthen thue, d[…]i)
21 in zu thun heraus schiken wirdt, es müssen aber die
22 pelltzraiser davon in Zweÿ thail, als nemblich vor
23 hier undt Bamberg getheilt werden undt dem
24 ritschke nur zu gestellt werden, als dem ich die be-
25 sorgung deren schleunigen überschikung undt richtigen adresse
26 mit heuthiger post allbereiths ahnbefehlen thue;
27 Nuhn ad Seria zu kommen so berichte das seith Mei-
28 nem lezteren, der allhiesige dorch(laucht) von gälen so auch
29 zu Münster præbendirt undt ein Ehrlicher Mann ist,
30 beÿ mir gewesen undt sich vor seiner abreÿs auff Münster
31 beÿ mir beurlaubt, dieser hatt mir brieff gewiesen
32 das nicht allein dasdie Münsterische wahl vor den Prinz(en)
33 aus Baÿeren, sonderen auch die Paderbornische nach
34 […]j) so gleich als das breue Eligibilitatis vor ihn von Rom durch
35 ein Courirer alldahr ahnkommen seÿe, so gleich sei-
36 ne richtigkeit er langt hatte, hinfollglich vor keinen
37 ex gremio nicht mehr zu hoffen seÿe, allso das ich
38 den guethen allthen freündt Vndt Bischoff Nesselrode
39 beklage, das er wieder vor sichk) vor diesmahl, wie
40 mann zu sagen pfleget, in diesem sehr kallthen

c) gemeint: frantzöscher

d) zunächst zu einem anderen Wort, vermutlich beginnend mit e, angesetzt, dann zu zum gebessert

e) gemeint: kauffen

f) gemeint: kleinen

g) möglicherweise folgt noch ein ebenfalls getilgtes e

h) Lesung des getilgten Wortes unsicher

i) Teil des Wortes durch Tintenklecks unkenntlich

j) getilgtes Wort nicht mehr entzifferbar

k) Lesung des ersten getilgten Wortes unsicher

Transkription

(Absatz Beginn)
1 gegen die graserev(Wechsel des Schriftsystems)ieren zu wenig, undt diesem
2 leichtfärtigen gösindle fast nicht mehr wiederstehen
3 können. Jedoch ist vor wenig monath einer von diesen
4 zweÿfüssigen wölff todt geschossen worden, woraus
5 dann nicht viel gemacht worden. Puncto(Wechsel des Schriftsystems) der
6 gartnererÿ mues ich gestehen, das es der herr reichsvicecanz(Wechsel des Schriftsystems)-
7 ler weidt gebracht hatt! Von den verlangten pelltz-
8 reÿser werde von all den specific(Wechsel des Schriftsystems)irten arthen, die
9 ich allhier habe, b)  wie auch etliche zwergbiern-
10 len, die ein framtzöscherc)  garthner allhier zumd)  ver-
11 kaussene)  eingeschlagen hatt, mit nechst abgehendem
12 postwagen auff regensburg(Wechsel des Schriftsystems) abschiken, damit sie
13 desto ehender darunden sein können. Mich oblig(Wechsel des Schriftsystems)irt
14 inzwischen der herr reichsvicecanz(Wechsel des Schriftsystems)ler, wann er mir in zeith
15 vonn seinen mir offer(Wechsel des Schriftsystems)irten pelltzreÿser, als taffert
16 undt rosmarin(Wechsel des Schriftsystems), auch moscovit(Wechsel des Schriftsystems)ischen öpfel, so dann von
17 den grosen undt keinenf)  muschet(Wechsel des Schriftsystems)en, g)
18 isenbart(Wechsel des Schriftsystems)h- undt kaÿsers-h)  wie auch plützen-
19 biern (welche lezterei)  ich jedoch vor die bon chrestien(Wechsel des Schriftsystems), deren

20 wier hieraus in der mänge haben, hallthen thue), d[…]j)
21 in zu thun herausschiken wirdt. Es müssen aber die
22 pelltzraiser davon in zweÿ thail, als nemblich vor
23 hier undt Bamberg getheilt k)  undt dem
24 ritschke nur zugestellt werden, als dem ich die be-
25 sorgung deren schleunigenl)  überschikung undt richtigen adresse
26 mit heuthiger post allbereiths ahnbefehlen thue.
27 Nuhn ad seria zu kommen, so berichte, das seith mei-
28 nem lezteren der allhiesige dorchlaucht von Gälen, so auch
29 zu Münster praebendirt undt ein ehrlicher mann ist,
30 beÿ mir gewesen undt sich vor seiner abreÿs auff Münster
31 beÿ mir beurlaubt. Dieser hatt mir brieff gewiesen,
32 das nicht allein diem)  münsterische wahl vor den prinzen
33 aus Baÿeren, sonderen auch die paderbornische, n)
34 sogleich, also)  das breve eligibilitatis vor ihn von Rom durch
35 ein courirer alldahr ahnkommen seÿe, sogleich sei-
36 ne richtigkeit erlangt hatte, hinfollglich vor keinen
37 ex gremio nicht mehr zu hoffen seÿe, allso das ich
38 den guethen allthen freündt undt bischoff Nesselrode
39 beklage, das er p)  vor diesmahl, wie
40 mann zu sagen pfleget, in diesem sehr kallthen

b) durch Durchstreichen getilgt: schiken

c) gemeint: frantzöscher

d) zunächst zu einem anderen Wort, vermutlich beginnend mit e, angesetzt, dann zu zum gebessert

e) gemeint: kauffen

f) gemeint: kleinen

g) durch Durchstreichen getilgt: plützenbi, möglicherweise noch ein nachfolgendes e

h) durch Durchstreichen getilgt: birne, Lesung des getilgten Wortes allerdings unsicher

i) leztere über der Zeile nachgetragen

j) Teil des Wortes durch Tintenklecks unkenntlich

k) durch Durchstreichen getilgt: werden

l) schleunigen über der Zeile eingefügt

m) die über durch Durchstreichen getilgtes das gesetzt

n) durch Durchstreichen getilgt: nach

o) so gleich als über durch Durchstreichen getilgtes, nicht mehr entzifferbares Wort gesetzt

p) durch Durchstreichen getilgt: wieder vor sich, dabei Lesung des ersten getilgten Wortes unsicher

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