StA Augsburg, Reichsstift Elchingen Urkunden 303 Urfehdebrief, 1499 Oktober 24 (ohne Ort)
Archivaliengattung: Urkunde
Schwierigkeitsgrad: mittel
Schreiberhände:
(S1)
Hans Plest aus Fahlheim, der Gäste seiner Mutter tätlich angegriffen hatte, gelobt eidlich, sich nicht für die ihm dafür vom Abt von Elchingen auferlegte Haftstrafe zu rächen.
Der eidlich bekräftigte Verzicht auf Fehde nach einer Haftstrafe, die sogenannte Hafturfehde, die in Form einer Urkunde festgehalten und dem Gerichtsherrn (Urfehdebrief) ausgehändigt werden musste, war im Verlauf des Spätmittelalters zu einer Voraussetzung der Haftentlassung geworden (vgl. Art. Urfehden, in: Historisches Lexikon Bayerns online, http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45817, abgerufen am 29.09.2014).
Die Urkunde ist in gotischer Kursive geschrieben, die erste Anklänge an die Kurrentschrift zeigt. So kommt neben dem zweischäftigen auch einschäftiges, doppelt verschleiftes h(Textzitat) vor (z.B. Z. 8: gnediglich(Textzitat), Z. 19: vsgeschlossen(n) (Textzitat)).
Entzifferung
(Absatz Beginn) 1 ICHHanns Plest, Hannsen PlestenDes Wirts Weylend Zu Valhaim gesessen Eelicher Sune 2 Vergich offennlich Vnnd thun kunth Allermeniglich mit dem briefe Als Jch dasselbst zu Valhaim zuuer 3 schinen tagen An Vnnd gegen Ettlichenmeiner muter gesten bey Nechtlicher Weyle Mutwillig Hannd 4 lung beganngen ainen Jn dem pett Vnnd so er darußVnnd vß bemelter meiner muter hawse gewichen 5 ist Jme nachganngen Vnnd dar zuvff freyer gassen geschlagen Vnnd annder Vnfr beganngen hab 6 Dar Vmb Jch dann Jn des ErwirdigenVnd gaistlichen(n) meins gnedigen H(e)rr(e)n Herre(n) Johannsen 7 Abbte zu Elchingen fanngknus Vnnd straffe angenomen(n) gelegtVnnd Ettlich tag dar Jnn gehallten 8 Vnnd nachmals vff meiner frund fleissig bitt Vnnd furdrungwiderumb gnediglicha) vßgelassen(n) 9 Worden pin Demnach bekenn Jch Das Jch dem bemelten meinem gnedig(e)n H(e)rr(e)n Von Elchingen bey dar- 10 geschlagen Hannden Vnnd gegebnen truwen(n) gelobt Vnnd versprochenVnnd daruff Zu got Vnnd den Hailig(e)n 11 mit vffgepotten fingern(n) ainen gelertten(n) leiplichen aid geschwor(e)n HabSolch fanngknus vnnd straffe 12 Vnnd was sich darvnnder verlaffenVnnd begeben Hatt nichtz vsgenomen(n) gegen dem bemelten(n) 13 Her(r)n Johannsen Abbte seinen nachkomenConuent Vnd gotzhuse den Jren vnnd die Jnen Zuuer 14 sprechen steen Noch allen annder(e)n So darvnnder verdachtoder Verwanndt sind Jn argem noch 15 Vngutem nicht Zu annden zu Efer(e)n noch Zu RechenWeder mit wortten noch mit Wercken durch mich 16 selbs noch durch nyemand annder(e)n von meinen wegenDas Jch sie auch alle samptlich Vnnd sunder- 17 lich Hinfuro Wider Zimlichvnnd gepurlich Recht Verrer nit Vergweltigen beschedigen noch dringen 18 solle noch wolle Jn kain weis noch wege ArglistVnnd geferd HierJnn ganntz vsgeschlossen(n) Vnnd 19 Des Zu Warem Vrkund So Han Jch mit fleiß Erbeten(n)Die Wirdigen Hochgelerten Erbern(n) weisen 20 Herr(e)n Hainrichen Negelin der Recht licenciat(e)nvnnd pfarrer Zu Valhaim Vnnd Martin Holfeller 21 Hofmaister Zu ElchingenDas die Jre Jnnsigel Jnen Vnnd Jren erben one schaden offenlich bey Ennde 22 Jn den briefe gedruckt Haben(n)Der gebenist Am Donerstag Nach der Ailfftausend Junckfrawen(n) tage 23 Nach Cristi gepurt Viertzehenhundert Vnnd Jn dem Newnvnnd Newntzigist(e)n Jaren(n)(Absatz Ende)
a)n(Textzitat) in gnediglich(Textzitat) verbessert aus e(Textzitat)
Transkription
(Absatz Beginn) 1 Ich, Hanns Plest, Hannsen Plesten des wirts, weylend zu Valhaim gesessen eelicher sune,
2 vergich offennlich unnd thun kunth allermeniglich mit dem briefe, als ich dasselbst zu Valhaim zu ver-
3 schinen tagen an unnd gegen ettlichen meiner muter gesten bey nechtlicher weyle mutwillig hannd-
4 lung beganngen, ainen in dem pett unnd so er daruß unnd uß bemelter meiner muter hawse gewichen
5 ist ime nachganngen unnd darzu uff freyer gassen geschlagen unnd annder unf beganngen hab.
6 Darumb ich dann in des erwirdigen und gaistlichenn meins gnedigen herren herren Johannsen,
7 abbte zu Elchingen, fanngknus unnd straffe angenomenn, gelegt unnd ettlich tag darinn gehallten
8 unnd nachmals uff meiner frund fleissig bitt unnd furdrung widerumb gnediglicha) ußgelassenn
9 worden pin. Demnach bekenn ich, das ich dem bemelten meinem gnedigen herren von Elchingen bey dar-
10 geschlagen hannden unnd gegebnen truwenn gelobt unnd versprochen unnd daruff zu got unnd den hailigen
11 mit uffgepotten fingernn ainen gelerttenn leiplichen aid geschworen hab, solch fanngknus unnd straffe
12 unnd was sich darunnder verlaffen unnd begeben hatt, nichtz usgenomenn, gegen dem bemeltenn
13 herrn Johannsen, abbte, seinen nachkomen, convent und gotzhuse, den iren unnd die inen zuver-
14 sprechen steen noch allen annderen, so darunnder verdacht oder verwanndt sind, in argem noch
15 ungutem nicht zu annden, zu eferen noch zu rechen, weder mit wortten noch mit wercken, durch mich
16 selbs noch durch nyemand annderen von meinen wegen. Das ich sie auch alle samptlich unnd sunder-
17 lich hinfuro wider zimlich unnd gepurlich recht verrer nit vergweltigen, beschedigen noch dringen
18 solle noch wolle, in kain weis noch wege, arglist unnd geferd hierinn ganntz usgeschlossenn. Unnd
19 des zu warem urkund, so han ich mit fleiß erbetenn die wirdigen, hochgelerten, erbernn, weisen
20 herren Hainrichen Negelin, der recht licenciaten unnd pfarrer zu Valhaim, unnd Martin Holfeller,
21 hofmaister zu Elchingen, das die ire innsigel, inen unnd iren erben one schaden, offenlich bey ennde
22 in den briefe gedruckt habenn, der geben ist am donerstag nach der ailfftausend junckfrawenn tage
23 nach Cristi gepurt viertzehenhundert unnd in dem newnunndnewntzigisten jarenn.
(Absatz Ende)
a)n(Textzitat) in gnediglich(Textzitat) verbessert aus e(Textzitat)