BayHStA, Reichskammergericht 5119/I Brief aus dem Geschäftsbuch des Veit Forner, 1494 November 7
Archivaliengattung: Akt
Schwierigkeitsgrad: schwer
Schreiberhände:
(S1)
Im ledergebundenen Geschäftsbuch des verschuldeten Veit Forner, das einem frühen Akt des Reichskammergerichts beiliegt, ist der Text eines Briefes an seine Ehefrau Elisabeth ("Ließ weÿb") überliefert, in dem er sie um Geld bittet. Auf der nächsten, hier nicht gezeigten Seite folgt der Wortlaut eines Briefes an den Vater, in dem Veit Forner ebenso um Geld bittet und sich über seine Frau beklagt, die ihm "groß ibel" tue und ihn in seiner Armut sterben lasse.
Der Text ist in einer Mischschrift aus gotischer Kursive und Bastarda geschrieben, mit überwiegend unverschleiften Oberlängen bei l(Textzitat), sowie verschleiften Oberlängen bei b(Textzitat), d(Textzitat) und h(Textzitat). Der Schreiber setzt häufig Kürzungszeichen ohne erkennbare Funktion über nn(Textzitat), die in der Entzifferung nicht berücksichtigt sind.
Entzifferung
(Absatz Beginn) 1 Mein friuntlichen vnnd willigen dienst ließ weÿb dein gesuntheÿt vnnd 2 deß kindß her ich fast gernn vnd ich vnnddie ann nugenda) noch wol me 3 wysß das mir ein brieff von dir worden ist me hast mir geschickt beÿ de(m) eine(n) 4 bottenn iiij guld(en) die hab ich hin geben do sie hin kerenndt me wiß ließ 5 weÿb das die ann gernn hoth j guld(en)ich bitt dich gar friuntlich das dü 6 mir wellest schickenn ij guld(en) beÿ dem pottenn Jn eine(m) brieff ich bitt dich 7 gar friuntlich vm(m)b vnd ietz und in dem leben es stirbt iber al hie ich hann 8 ein hoffnu(n)g dü sollest mir me schicken wen ich dir ve(r)sreÿb vnd die ij guld(en) 9 will ich hin thn wo sie hin kerendt vnd ließ weÿb dü sreÿbst mir vonn des 10 kinna wegen vnd vonn des enderliß wegen han ich ettlich gelt von Jn ein 11 genomen ist auch ein tail an dein nütz kum(m)enn me wisß das de(r) casper vin- 12 kirnn noch kranck ist vnd sreÿbst mir er soll dodt sein das ist nit ich welt 13 dichß von stundt an wissen lann vnd sreÿbst mir ich well mein erbb) vonn 14 dem caspar vinkirnn vnd von meine(m) vatte(r) verkaufenn vnd well meine(m) s(getilgt) kindt 15 seineß ein tail ve(r)kauffenn das will ich nit thn on dein wissenn vnd ließ 16 weÿb ich bit dich gar friuntlich nach dem als dü mir versriben hast von 17 ettlicher pfrendt dir vnnd mir zü kauffen vnd biß dar an vnd welt beÿ dir 18 für gt nemen eltag iij wasser suppen(n) vnd ich kann niütz auß meine(m) schul- 19 dner bringenn ich will dir die schuld auch iber gebenn vnd auch meineß 20 vatterß erbtail vnd des casparß erbtail wann dü mir ein pfrend kauffst 21 das ich nit gar bettlen gang vnd sreÿbst mir dü vnd ich wellend wider z 22 ein ander ku(m)menn in erlichen sachenn das bitt ich gott vm(m)b elltag vnd 23 ich het dir etwas heimlich zü sagenn vnd ließ weÿb laß mich ietzundt 24 nit mit den ij guld(en) in dem lebenn wen(n) ich leÿdt grossen mangel in allen 25 sachenn vnd heth dir fül zü sreÿben vm(m)b all sach hie wiss das vnßer 26 her der kinig ietzundt kein recht last gann vnnd me ist der apt von(n) 27 kemptan vnd die von kemptan mit ein ande(r) gericht me wisß das der 28 bund itzund auff sant Jorgentag von ein ande(r) kümpt vnd me wisß 29 das hie tod ist mertin rausche(r) vnd des narcis geßwainß grosse dochte(r) 30 vnnd ha(n)s drechsalß weÿb vnd herbartholmeß bruderß weÿb vnnd 31 der apt von nerisseim(m) hint lebtc) ewaß morgen ist es dodt vnd kann 32 dir nit sreÿben wer dodt ist ich kenn der leÿwt nit vnd stirbt hie in 33 de(r) rieß iberal me laß ich dichwissen das zu nordling(en) gesto(r)ben ob 34 vij hundert menschen die man ellan bericht hath vnd der kindt seindt 35 eba fÿl vnnd ließ weÿb dü darfst kein sorg haben das ich die erb 36 gietter well ve(r)kauffen on dein wissenn vnd ich hab gehorth dü vnd 37 dein brieder habend dein mette(r)lich erb gt ve(r)kaufft es geschicht meine(m) 38 kindt ein grosser ab trag vnd laß mich ein antwurth wissen in ellenn sachenn 39 vnd ließ weÿb laß dir das kindt beuolhen sein das will ich vm(m)b got vnd 40 vm(m)b dich ve(r)diene(n) vnd ichbitt den almechtige(n) got das ich vnd dü 41 wider zü ein anderku(m)mendt vnd heth dir fül zü sreÿben vnd ließ 42 weÿb gib mir ein antwurt vnd laß mich nit mitd) dem dem(getilgt) gelt wen(n) ich(Absatz Ende)
a) Lesung des Wortes nugend(Textzitat) unsicher
b) erster Buchstabe von erb(Textzitat) möglicherweise verbessert Fußnotentext
c)lebt(Textzitat) durch Tintenfleck fast unleserlich
d)mit(Textzitat) fast unleserlich wegen Wasserschaden
Transkription
(Absatz Beginn) 1 Mein friuntlichen unnd willigen dienst, Ließ weÿb, dein gesuntheÿt unnd
2 deß kindß her ich fast gernn und ich unnd die Ann nugenda) noch wol me.
3 Wysß, das mir ein brieff von dir worden ist, me hast mir geschickt beÿ dem einen
4 bottenn IIII gulden, die hab ich hin geben, do sie hin kerenndt. Me wiß, Ließ
5 weÿb, das die Ann gernn hoth I gulden. Ich bitt dich gar friuntlich, das dü
6 mir wellest schickenn II gulden beÿ dem pottenn in einem brieff. Ich bitt dich
7 gar friuntlich ummb und jetz und in dem leben, es stirbt iberal hie. Ich hann
8 ein hoffnung, dü sollest mir me schicken, wen ich dir versreÿb und die II gulden
9 will ich hin thn, wo sie hin kerendt. Und Ließ weÿb, dü sreÿbst mir vonn des
10 Kinna wegen und vonn des Enderliß wegen, han ich ettlich gelt von in ein-
11 genomen, ist auch ein tail an dein nütz kummenn. Me wisß, das der Casper Vin-
12 kirnn noch kranck ist und sreÿbst mir, er soll dodt sein, das ist nit, ich welt
13 dichß von stundt an wissen lann. Und sreÿbst mir, ich well mein erbb) vonn
14 dem Caspar Vinkirnn und von meinem vatter verkaufenn und well meinem c) kindt
15 seineß ein tail verkauffenn, das will ich nit thn on dein wissenn. Und Ließ
16 weÿb, ich bit dich gar friuntlich, nachdem als dü mir versriben hast von
17 ettlicher pfrendt, dir unnd mir zü kauffen und biß daran und welt beÿ dir
18 für gt nemen eltag III wasser suppenn und ich kann niütz auß meinem schul-
19 dner bringenn. Ich will dir die schuld auch ibergebenn und auch meineß
20 vatterß erbtail und des Casparß erbtail, wann dü mir ein pfrend kauffst,
21 das ich nit gar bettlen gang. Und sreÿbst mir, dü und ich wellend wider z 22 einander kummenn in erlichen sachenn, das bitt ich gott ummb elltag und
23 ich het dir etwas heimlich zü sagenn. Und Ließ weÿb, laß mich ietzundt
24 nit mit den II gulden in dem lebenn, wenn ich leÿdt grossen mangel in allen
25 sachenn und heth dir fül zü sreÿben ummb all sach. Hie wiss, das unßer
26 her, der kinig, ietzundt kein recht last gann unnd me ist der apt vonn
27 Kemptan und die von Kemptan mit ein ander gericht. Me wisß, das der
28 bund itzund auff sant Jorgen tag von ein ander kümpt. Und me wisß,
29 das hie tod ist Mertin Rauscher und des Narcis Geßwainß grosse dochter
30 unnd Hans Drechsalß weÿb und her Bartholmeß bruderß weÿb unnd
31 der apt von Nerisseimm. Hiut lebtd) ewaß, morgen ist es dodt. Und kann
32 dir nit sreÿben, wer dodt ist, ich kenn der leÿwt nit und stirbt hie in
33 der rieß iberal. Me laß ich dich wissen, das zu Nordlingen gestorben ob
34 VII hundert menschen, die man ellan bericht hath und der kindt seindt
35 eba fÿl. Unnd Ließ weÿb, dü darfst kein sorg haben, das ich die erb-
36 gietter well verkauffen on dein wissenn. Und ich hab gehorth, dü und
37 dein brieder habend dein metterlich erbgt verkaufft. Es geschicht meinem
38 kindt ein grosser abtrag. Und laß mich ein antwurth wissen, in ellenn sachenn.
39 Und Ließ weÿb, laß dir das kindt bevolhen sein, das will ich ummb got und
40 ummb dich verdienen. Und ich bitt den almechtigen got, das ich und dü
41 wider züeinander kummendt und heth dir fül zü sreÿben. Und Ließ
42 weÿb, gib mir ein antwurt und laß mich nit mite) dem f) gelt wenn ich
(Absatz Ende)
a) Lesung des Wortes nugend(Textzitat) unsicher
b) erster Buchstabe von erb(Textzitat) möglicherweise verbessert
c) durch Durchstreichen getilgt: s(Textzitat)
d)lebt(Textzitat) durch Tintenfleck fast unleserlich
e)mit(Textzitat) fast unleserlich wegen Wasserschaden
f) durch diagonales Durchstreichen getilgt: dem(Textzitat)