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BayHStA, Hochstift Freising Literalien (HL) 3 Rep. 53 Fasz. 52,17
Kommentar
BayHStA, Hochstift Freising Literalien (HL) 3 Rep. 53 Fasz. 52,17
Rezept für ein Pestremedium, zwischen 1474 und 1498 (vermutlich Freising)

Archivaliengattung: Akt
Schwierigkeitsgrad: schwer
Neben Rechnungen und Getreideabgaben des Kastenamts Freising sowie einem Verzeichnis über den vom Freisinger Bischof Johannes IV. Tulbeck (1474-1498) bei seinem Auszug aus der Bischofsresidenz (er resignierte aufgrund von Krankheit) hinterlassene Hausrat befinden sich in diesem Faszikel auch zahlreiche Notizzettel, darunter einer mit dem abgebildeten Rezept für eine Pestarznei. Nach 1349 suchte die Pest das Münchner Umland wiederholt heim, möglicherweise auch während der Amtszeit Johannes` IV. Das Rezept leitet die Herstellung eines Pulvers gegen die Pest aus mehreren, teils exotischen Zutaten an (z. B. Zucker, Kampfer, Ingwer, Essig). Im Rezept ist zudem die Rede vom Theriak, der wohl berühmtesten und wichtigsten Pestarznei jener Zeit.

Das Rezept wurde in einer gotischen Kursive abgefasst, einer einfachen, schnell zu schreibenden Buch- und Geschäftsschrift eines geübten Schreibers mit sehr vielen Abkürzungen. Hier ging es darum, etwas als Gedächtnisstütze festzuhalten und auf einfache Art weiterzuverbreiten, nicht um repräsentatives Schreiben. Die Zeilen 14-16 (ohne Überschrift gezählt) wurden in deutscher, Zeile 24 in lateinischer Sprache nachgetragen und stammen vermutlich von einer Hand.
Entzifferung

(Absatz Beginn)

(unbekannter Schreiber1:) puluis (contra) peste(m)
R(ecipe) zuka(rum) candie p(ar)tes tres zi(n)zi(beris) p(ar)tes 
duas canfo(ris) p(ar)tem unam inundet(ur)
zi(n)zi(ber) canfora scinda(tur) (et) zuka(rum) piste(tur)
(et) h(ec) tria pistent(ur) ut p(er)fecte in=
corporent(ur) (et) fiat puluis
It(em) R(ecipe) modicu(m) aque (et) totidem
vini (et) r(e)cipia(tur) p(re)dict(us) puluis
10 In qua(n)titate ducati (et) medij (et)
11 r(e)cipia(tur) p(re)dict(us) puluis an(te) XXIIII
12 horas (et) p(ro)voce(tur) infirm(us) ad sudores
13 It(em) p(re)dict(us) puluis p(er) o(mn)ia h(abet) locu(m)
14 ec(iam) in intoxicatus nisi ut post
15 sudorem det(ur) sibi teriaca ellecta
16 in q(ua)ntitate vni(us) ducatj (et) medij/
17 (unbekannter Schreiber2:) It(em) der tiriac sol gemischet sein mit beÿna)  der mit
18 rätichburczen ist abgesoten
19 (unbekannter Schreiber1:) It(em) d(iffe)r(enti)a (est)  int(er) intoxicatu(m) (et) infectu(m)
20 Infect(us) p(rim)o pati(tur) frig(us) s(e)c(un(do) calorem
21 cum rubefaccio(n)eb)  vult(us) Postremo v(er)o
22 appetit do(r)mire Intoxicatus
23 v(er)o inflatur ut ydropicus sed
24 p(er) totu(m) co(r)pus apparent singnac)
25 veneni ut led)  guttule rubee
26 (unbekannter Schreiber2:) et vngbese)  denigrant(ur) ta(m) i(n) ma(n)ib(us) q(uam) i(n) pedib(us)
27 (unbekannter Schreiber1:) It(em) in r(e)ceptione pulue(ris) egrotans
28 usf) p(ro)hibet(ur) dormi(r)e racio(n)e ut in=
29 q(ui)ete mag(is) p(ro)uocet(ur) sudor q(uam) sig) vigi=
30 laret Et in sudore (con)tinuo ter=
31 gat(ur) pannis   (Absatz Ende)

          
    a) Gemeint ist Wein.
    b) Soll wohl "rubefactione" heißen.
    c) Soll wohl "signa" heißen.
    d) Streichung
    e) Müsste "ungues" heißen.
    f) Streichung
    g) Über der Zeile nachträglich eingefügt.