Kaiser Ludwig der Bayer kassiert eine Urkunde, 1316 Juli 17 (Regensburg)
- unbekannter Schreiber (S1)
Die markante Ausprägung einer gotischen Urkundenminuskel, wie sie im vorliegenden Stück geschrieben wird, mit dem kleinen g, den dolchförmigen Unterlängen von s und f und den segelförmigen Schleifen bei b und l hat der Paläograph Walter Heinemeyer als "Trecento I" bezeichnet. Sie wurde in besonders typischen Ausprägungen in der Kanzlei Ludwigs des Bayern geschrieben.
Das Schriftniveau kann man als gehoben und sorgfältig, aber nicht herausragend bezeichnen. Kürzungen werden routinemäßig verwendet, trotzdem ist die Entzifferung mit etwas Übung noch problemlos. Typisch für Schriften des 14. und 15. Jahrhunderts ist, dass der Unterschied zwischen c und t oft undeutlich ist, graphisch wie sprachlich, insbesondere in der Silbe -ti.
Prachtvolle Zierausstattung, wie man sie von einigen Urkunden Ludwigs des Bayern kennt, fehlt bei diesem Stück völlig. Es ist ein Alltagsdokument aus der Zeit, in der Urkundenkanzleien ihren Ausstoß bereits deutlich steigerten, auf dem Weg zur ausgesprochenen Massenproduktion des 15. und 16. Jahrhunderts.